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Posted on 6.9.2022

Roya wird von einer Bekannten angeschrieben, die psychisch nicht auf der Höhe zu sein scheint. Die junge Journalistin möchte schnell helfen, verunfallt jedoch. Die Bekannte kann nur noch tot aufgefunden werden. Auffällig dabei: Sie hört den bekannten Podcast „Hörgefühlt“. Hat der Podcast etwas mit dem Suizid zu tun? Carola, eine schön ältere und etwas desillusionierte Ermittlerin ist mit dem Fall betraut. Ich mag Winkelmanns Schreibstil – er wirft den Leser mitten ins Geschehen, hält sich nicht ewig mit langen Reden auf, sondern kommt zum Punkt. Dazu ist das Tempo meist hoch, die Geschichte unterhaltsam und spannend, durch wechselnde Perspektiven und zeitliche Ebenen sehr lebendig. Deshalb habe ich auch hier zugegriffen, wenngleich das ganze Podcast-Universum nichts für mich ist. Ich habe zumindest noch keinen Podcast gefunden, der mich überzeugt hätte, einfach weil ich eher der Lese- als der Hörtyp bin. Und ich bin sehr froh, dass ich zugriffen habe, auch wenn mich das Buch nicht auf ganzer Linie überzeugt hat, wie ich schon an der Stelle verraten möchte. Was wird gespielt? Hat der Podcaster etwas mit dem Fall zu tun? Ist er dubios oder hat er nur eine Marktlücke entdeckt und geschickt für sich genutzt? Die Journalistin Roya findet das Verhalten des Podcasters zumindest fragwürdig und beginnt sich in das Thema einzuarbeiten und recherchiert ausgiebig. Roya ist sehr schön gezeichnet und auch Ermittlerin Carola ist gut charakterisiert. Es ist unterhaltsam beiden Frauen über die Schulter zu sehen und irgendwann mochte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Besonders dramatisch fand ich das grausige Geschehen, welches zeitlich früher stattfindet und zunächst nicht zur Geschichte zu passen scheint. Nicht nur hier tun sich menschliche Abgründe– und haben mich auch immer wieder einmal schlucken lassen. Das ist schon nicht ohne, was sich der Autor hier wieder ausgedacht hat, aber so kennt man Winkelmann, so will und schätze ich ihn. Dazu gibt es viele Wendungen, Überraschungen und Cliffhanger in diesem raffinierten Plot. Recht lange hatte ich kaum eine Idee, wohin die Reise gehen könnte. Doch auch wenn ich hier viel Lob im Gepäck hatte, so muss ich doch auch Kritik anbringen. Die Auflösung ergab zwar Sinn, aber die Zufälle sind mir zu groß bzw. war es zum Ende hin einfach zu viel des Guten. Das war einfach drüber, fast schon ein bisschen unglaubwürdig (ebenso wie Rojas Verhalten am Ende des Buches) – das passte gar nicht zu dem ansonst sehr gelungenen Buch. Auch wenn mich das Ende dann in Teilen nicht so überzeugt hat, hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.

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