mabuerele
„...Sein Auftrag machte es notwendig, sich sehr genau mit den Menschen zu befassen, derentwegen er nach Koblenz entsandt worden war, ebenso mit der Umgebung, in der sie lebten...“ Wir schreiben das Jahr 1379. Benedikt von Heidenstein ist sehr anpassungsfähig. Es gelingt ihm schnell, mit Leuten ins Gespräch zu kommen und die Informationen zu erhalten, die er für seine Arbeit braucht. Noch aber ahnt er nicht, dass Koblenz für ihn eine besondere Erfahrung bereit hält. Die Autorin hat eine fesselnde Fortsetzung ihrer historischen Romanreihe geschrieben. Die Geschichte schließt zeitnah an Band 1 an. Der Schriftstil ist gewohnt ausgereift. Die historischen Gegebenheiten werden sehr gut eingebunden. Johann Graf von Manten hat sich damit abgefunden, dass seine Tochter Reinhild Conlin vom Langenreth heiraten wird. Also macht er das Beste daraus und greift seine Schwiegersohn auf verschiedene Art unter die Arme. Außerdem gibt er seine Lebensweisheiten weiter. „...Die Liebe ist ein unberechenbares Ding – oder solte ich sie besser einen Zustand nennen? Sie trifft wen, wann und wo sie will. Die Vernunft ist gegen sie ebenso machtlos wie alle guten oder irregeleiteten Vorsätze...“ Mariana, seine jüngste Tochter, will endlich heiraten. Zwar ist ist eine Schönheit, doch ihr Selbstbewusstsein schreckt manch Männer eher ab. Ihre Dialoge mit dem Handelsgehilfen Mathys jedenfalls sorgen im Buch für Abwechslung und manch humorvolle Szene. Die beiden schenken sich nichts. „...“Ich habe die Magd vorhin weggeschickt,“ Sie verschränkte die Arme vor dem Leib. „Da wusste ich noch nicht, dass meine Schwester nicht zu Hause ist.“ „Also seid ihr auch noch ein wenig voreilig., schloss er...“ Auch Palmiro hat sich als Pelzhändler selbstständig gemacht. Seinen Freund Conlin hat er vor kurzem sein Geheimnis verraten. Der hat mächtig daran zu knabbern. Und Johann von Manten stellt ausgerechnet Benedikt als Hauptmann der Wache für Palmiro ein. Der weiß zwar, was er will und sieht schnell die Unzulänglichkeiten in Palmiros Sicherheitssystem, doch sein Ton gegenüber dem Dienstherren ist mehr als ungebührlich. Es sind die vielen unterschiedlichen Dialoge, die dem Buch sein besonderes Flair geben. Dadurch wird mir nicht nur ermöglicht, in die Gedanken und Wünsche der Protagonisten einzudringen, ich bekomme auch eine Vorstellung, wie man zu der Zeit gedacht und gehandelt hat. Hannes, Reinhilds kleiner Sohn, ist für sein Alter schon sehr weit. Er fordert Benedikt mit eine Fragen heraus und sagt ungeschminkt seine Meinung. „...Hannes überlegt und schüttelt dann den Kopf.“Nein, gar nicht. Großvater sagt immer, dass Kriege nur Geld kosten und Verdruss über die Menschen bringen.“...“ Im Buch wird ein Thema ausführlich dargelegt, sowohl in Gesprächen als auch – sehr behutsam und feinfühlig – im Handlungsverlauf. Das ist die gleichgeschlechtliche Liebe, die zur damaligee Zeit als Sünde galt. Reinhild stellt genau die richtige Frage: „...Doch er ist ein Kind Gottes, genau wie wir. Warum sollte der Herr ihn so geschaffen haben, wenn er ihn zugleich dafür verdammt?...“ Natürlich gibt es wieder einige überraschende Wendungen. Die Protagonisten dürfen sich während der Handlung weiter entwickeln und manchmal völlig unerwartete Seiten zeigen. Das Buch beginnt mit einer Karte von Koblenz und einem Personenverzeichnis. Ein ausführliches Nachwort trennt Fiktion von historischen Realitäten. Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Er bekommt eine Leseempfehlung.