sommerlese
"Wogen der Freiheit" von Julie Heiland ist der zweite und letzte Band der Müggelsee-Reihe "Freundinnen vom Strandbad" aus dem Ullstein Verlag. Im zweiten Band wird nahtlos an die erste Folge angeknüpft und die Lebenswege der drei Frauen von der Zeit des Mauerbaus bis zur Wiedervereinigung 1990 geschildert. Martha, Betty und Clara erscheinen mir inzwischen wie eigene Freundinnen. Sie suchen nun ihren jeweiligen Platz im Leben, ich habe erneut mit ihnen mitgefiebert und ihren unterschiedlichen Werdegang und ihr Erwachsenwerden verfolgt. Die drei Freundinnen werden so intensiv mit ihren Erlebnissen, Beziehungen und Schicksalen geschildert, dass man gar nicht anders kann, als sich ihnen nahe zu fühlen. Alle haben ihre persönlichen Probleme, müssen sich über ihre Wünsche an das Leben klar werden. Die Charaktere werden mit ihren Eigenheiten weiterentwickelt und in ihren Lebensräumen anschaulich gezeigt. Martha fühlt sich im DDR-Regime eingeengt und muss sich mit ihrer Familie auseinandersetzen. Betty will um alles in der Welt Schauspielkarriere machen, durch ihre Heirat mit Kurt hofft sie auf eine große Chance, doch das entpuppt sich als Einbahnstraße. Und Clara hat mutig ihre Flucht in den Westen geschafft, doch ganz so glücklich ist sie in ihrer neuen Heimat auch nicht, sie sieht sich überfordert und muss sich einen neuen Lebensraum und Freundeskreis aufbauen. Julie Heiland hat einen bildhaften, einnehmenden und empathischen Erzählstil, der sich wunderbar leicht und locker verfolgen lässt und dabei ganz klar die Situation in Ost und West nach dem Mauerbau aufzeigt. Die Handlung wird durch die beschriebenen historischen Ereignisse interessant und durch die individuellen Dramen auch spannend zu verfolgen, in meinem Kopf sprang immer wieder das Kopfkino an und ich erlebte die Freundinnen in ihrer persönlichen Gefühls- und Lebenswelt auf intensive Weise und hoffte mit ihnen auf ein Wiedersehen. Ein wunderbarer Abschluß der Dilogie, der empathisch die Figuren herausarbeitet und die Deutsch-deutsche Geschichte nachfühlbar macht. Bravo Juli Heiland!