gletscherwoelfchen
Als Waise kämpft Nimra jeden Tag auf den Straßen Zandirs um ihr Überleben. In Mühe und Not schafft sie es gerade so, ein wenig Essen sowie ein Dach über dem Kopf zu bezahlen. Als sich ihr eines Tages die Möglichkeit eröffnet, im Palast als Zofe zu arbeiten, willigt Nimra sofort ein; ganz ohne etwas von den Schrecken zu ahnen, die im Palast auf sie warten. Denn hinter Prinz Djamirs hübschem Antlitz lauert in Wahrheit ein herrischer und cholerischer Mann. Und doch empfindet Nimra Mitleid mit ihm, verkleidet sich als reiche Adelstochter, um ihm wenigstens einen einzigen Gast auf seinem Geburtstagsfest zu ermöglichen - allerdings bringt ihre Scharade ungeahnte Konsequenzen mit sich... Aufmerksam geworden auf "Seidentraum" bin ich sofort durch das zauberhafte Cover, das mich unmittelbar neugierig auf mehr gemacht hat. Es strahlt etwas Märchenhaft-Orientalisches aus und fasst damit die Handlung optimal zusammen. "Seidentraum" vereint Elemente aus "Die Schöne und das Biest" ebenso wie aus "Cinderella" in Mitten eines orientalischen Settings in sich. Auf Grund der recht eigenständigen Geschichte handelt es sich nicht um eine klassische Märchenadaption in dem Sinne, und doch sind einzelne Elemente aus den genannten Märchen immer wieder klar erkennbar. Nina Elisabeth Christ hat es hier wunderbar geschafft, Modernes mit Klassischem zu kombinieren und die Waage zwischen Altbekanntem und Neuem zu halten. Im Zusammenspiel mit dem ausgereiftem, märchenhaftem Schreibstil der Autorin war es wohl genau diese Mischung, die mich von Anfang an so für sich einnehmen konnte. Und doch sind an dieser Stelle keinesfalls die beiden Protagonisten Nimra und Djamir zu vernachlässigen. Sie waren es, die die Geschichte für mich perfekt abgerundet haben. Denn ich hatte stets den Eindruck, dass sie - anders als in vielen weiteren Märchenadaptionen - keine Gefangenen der Handlung waren und perfekt in den Rahmen passen mussten, sondern als eigenständige Figuren mit eigenen Emotionen und vor allem auch mit eigenen Ecken und Kanten gehandelt haben. Dabei ist mir vor allem Nimra schnell ans Herz gewachsen. Ich habe so sehr mit dieser starken, mutigen, eigenwilligen und manchmal auch furchtbar naiven jungen Frau mitgefiebert, habe ihr ihr eigenes Glück so sehr gewünscht. Ich bin ein absoluter Fan von ihr gewesen. Ich hoffe sehr, dass die Begeisterung, die ich während des Lesens empfunden habe, in meiner Rezension zu spüren ist. "Seidentraum" ist für mich ein durch und durch rundes Debüt und darf sich in meinem Burchregal neben meinen Jahreshighlights einreihen. 5/5 Sterne