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naraya

Posted on 1.9.2022

Benny ist zwölf Jahre alt, als sein Vater, ein Jazzmusiker mit Drogenproblem, von einem Hühnerlaster überfahren wird. Nun ist er allein mit seiner Mutter Annabelle, die zwar versucht, die Familie über Wasser zu halten, aber immer mehr im Chaos versinkt. Eines Tages beginnt Benny, Stimmen zu hören, die immer lauter werden und sich irgendwann nicht mehr ausblenden lassen. Es sind die Gegenstände um ihn herum, die zu ihm sprechen, doch weil ihm das natürlich niemand glaubt, landet er in der Psychiatrie. Dort lernt er ein Mädchen kennen, das Aleph und sie und ihre Clique verändern Bennys Leben. Für „Die leise Last der Dinge“ wurde Ruth Ozeki mit dem Women‘s Prize for Fiction ausgezeichnet und zumindest vom Aufbau des Romans gesehen, kann ich das gut nachvollziehen. Die Handlung wird auf besondere Weise erzählt, nämlich von einem der Dinge, das zu Benny spricht. Er selbst mischt sich auch immer wieder ein und wendet sich direkt an die Leser/-innen, um das Erzählte zu kommentieren. In kurzen, eindringlichen Sätzen wird so geschildert, wie sich das Leben von Mutter und Sohn ohne den Vater ändert. Das zentrale Thema des Buches ist sicherlich seelische Gesundheit. Mutter Annabelle kann den Tod ihres Mannes Kenji nicht verwinden und spürt noch immer seine Präsenz im Haus. In ihrer Trauer hortet sie jede Menge Dinge, so dass im Haus kaum noch Platz ist und der Vermieter mit Räumung droht. Benny hingegen kann all diese Gegenstände hören – kein Wunder, dass er das schließlich nicht mehr aushält und „verrückt“ wird. Doch was bedeutet das eigentlich, verrückt zu sein? Sind wir nicht alle irgendwie verrückt? Das findet zumindest das Aleph. Leider gelang es mir nicht, eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Benny mag ein typischer Teenager sein, aber das machte ihn mir nicht unbedingt sympathischer. Mutter Annabelle ist furchtbar lethargisch und das auch noch dann, wenn sie droht, ihren Sohn zu verlieren. Zudem ist der Roman oft etwas langwierig und die Botschaft am Ende fragwürdig. Nicht mein Favorit für den Women‘s Prize, aber dennoch ein gut geschriebenes Buch mit wichtigem Grundthema.

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