nirak
Mit Liebe zum Detail erzählt Anfang des 19. Jahrhunderts steht halb Europa in Flammen. Napoleon zieht mit seiner Armee durch die Lande und macht auch vor Hamburg nicht halt. Die Stadt wird besetzt und französische Truppen bestimmen das Bild. In diesen Jahren versucht Josephine mit ihrem Onkel ihre kleine Bäckerei am Laufen zu halten. Doch die Beschaffung von Zutaten wie Zucker, Zitronen oder Zimt wird immer schwerer und ist legal fast nicht mehr zu bekommen. Der Onkel beschließt, die Backstube zu schließen, doch Josephine weigert sich. Nur mit dem Versprechen zu heiraten, willigt der Onkel ein und die junge Frau darf bleiben, doch ist der auserwählte Postbote Christian Schulte wirklich der richtige Mann für Josephine? Und wie soll es überhaupt weitergehen? Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, in dem man Fritz Thielemann beim Backen über die Schulter schauen kann. Seine Begeisterung für dieses Handwerk wird von der ersten Seite an spürbar, doch dann stehen die ersten Soldaten in seiner Backstube und alles verändert sich. Die eigentliche Handlung setzt dann 6 Jahre später, im Jahre 1812 ein. Jetzt ist es Josephine, der man zusehen kann. Sie entdeckt für sich den Zimt und auch bei ihr spürt man sofort die Leidenschaft für ihr Handwerk. Die junge Frau war mir von den ersten Seiten an sympathisch. Von der Autorin Rebekka Eder habe ich bisher noch nichts gelesen, aber „Der Duft von Zimt“ klang für mich nach einer guten Geschichte und so war es dann auch. Ich war schon nach wenigen Seiten im besetzten Hamburg angekommen. Die Autorin hat einen bildhaften, lebendigen Erzählstil. Es fällt leicht, der Handlung zu folgen und die Seiten flogen nur so dahin. Dabei ist nicht nur Josephine ein sympathischer Charakter, es gibt da noch so einige mehr. Vor allem Philibert war mir sehr sympathisch, wer das ist, verrate ich hier allerdings nicht, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Ich mag solche kleinen Eigenarten in Romanen, sie lockern die Geschichte etwas auf und nehmen einen Teil der Schwere mit sich. Denn es gab auch Szenen, die nur schwer zu lesen waren, weil sie so dramatisch und auch traurig erzählt werden. Diese Szenen haben einen historischen Hintergrund und zeigen somit, dass die Autorin sich gut mit der Geschichte dieser Zeit auseinandergesetzt hat. Rebekka Eder hat es gut verstanden, von der Besetzung Hamburgs zu erzählen und wie die Menschen damit leben mussten. Sie hat aber nicht nur aus Sicht der Hamburger die Situation geschildert, sondern lässt mit Pépin Sabatier, der als Soldat in der Stadt ist, auch die französische Seite zu Wort kommen. Genau wie Josephine liebt er die Backstube und kann dem Duft von Zimt nur schwer widerstehen. Gemeinsam finden sie heraus, wie man aus diesem Gewürz ein leckeres Gebäck herstellen kann. Die Beziehung dieser beiden Protagonisten entwickelt sich so nach und nach. Mir hat gut gefallen, wie vorsichtig die zwei aufeinander zugehen. Ihre Entwicklung ist nicht nur lebendig, sondern eben auch glaubhaft. Überhaupt hat die Autorin es verstanden, ein lebendiges Bild dieser Zeit entstehen zu lassen. Sie erzählt von dem täglichen Leben, von den Strapazen und von den Gefahren, die es mit sich brachte, Lebensmittel und Backzutaten zu besorgen. Ihre Charaktere hat sie dabei wunderbar ausgearbeitet und mit einigen Eigenarten ausgestattet, die für angenehme Leseunterhaltung sorgen. Fazit: „Der Duft von Zimt“ ist ein Roman über eine junge Frau und ihre Leidenschaft, nicht nur fürs Backen. Der Duft von Zimt begleitet einen tatsächlich beim Lesen, ich konnte mir die Backstube und seine Bewohner lebhaft vorstellen. Auch die Liebesgeschichte hat mir gut gefallen, sie war nicht zu vordergründig und hat sich wunderbar in das Gesamtbild eingefügt. Dies war zwar mein erstes Buch von Rebekka Eder, aber bestimmt nicht mein letztes. Ihr Erzählstil ist warm und lebendig, ich fühlte mich gut unterhalten und hatte schöne Lesemomente.