mabuerele
„..Hinter dem Horizont zersprang der Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen splitterten durch den grauen Himmel und ließen ihn goldrot schimmern...“ Mit dieser poetischen Naturbeschreibung an der Havel beginnt das erste Kapitel des Buches. Den Prolog lasse ich außen vor, auch wenn er die historische Grundlage des folgenden Geschehens legt. Hauptkommissar Toni Senftleben genießt die morgendliche Ruhe. Noch ahnt er nicht, dass ein ganz persönlicher Fall auf ihn wartet. Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben, der in zwei Handlungssträngen erzählt wird. Die Ereignisse im Jahre 1949 haben eine historische Entsprechung, wie ich aus dem Nachwort weiß. Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Das zeigt schon das Eingangszitat. Toni ist gerade mit Staatsanwältin Caren, seine Lebensgefährtin, beim Essen, als ihn ein Anruf erreicht.In einem Bootshaus wurden drei Leichen entdeckt, die dort schon jahrzehntelang schlummern. Vom neuen Besitzer des Hauses erfährt Toni, dass sich ein Journalistin bei ihm gemeldet hat. Toni fährt zu ihr, trifft auf eine verwüstete Wohnung und findet später die tote Frau im Wald. Mir gefällt, dass der Autor auch den Nebenfiguren ein Gesicht und eine Geschichte gibt. Der neue Besitzer des Bootshauses zum Beispiel hat die Schattenseiten des Erfolgs kennengelernt. „...Vorher war ich Nils und hinterher der neureiche Programmierer...“ Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Tod der Journalistin um einen genau geplanten Mord nadelte. In welches Wespennest hatte sie gestochen? Gekonnt werden Tonis innere Befindlichkeiten wiedergegeben. Wer die Vorgängerbände kennt, weiß, dass er schon durch manch dunkles Tal musste. „...Wieder einmal wurde Toni bewusst, wie schmal der Grat zwischen Sein und Nichtsein war. In den vergangenen Jahren war der Tod zu seinem ständigen Begleiter geworden...“ Gerade haben Toni und sein Team die weitere Strategie festgelegt, da wird ihnen der Fall aus den Händen genommen. Alle Ermittlungen werden unterbunden. Wer hat hier warum die Hände im Spiel? Im Strang der Vergangenheit möchte ich insbesondere die tiefgehenden Gespräche erwähnen, die ein Zeichen für die Gespaltenheit der Zeit aber auch der Menschen sind. Hier nenne ich bewusst keine Namen. „...Sie fand es überflüssig, darüber zu diskutieren, ob bei einem revolutionären Umbruch Fehler gemacht werden durften. Für sie war der humanitäre Aspekt entscheidend...“ In manchem sind sie und ihr Gegenüber unterschiedlicher Meinung. Doch er wird es sein, dessen Großzügigkeit und Mitgefühl ihr ein neues Leben ermöglichen. Harte Worte hört sie von einem sowjetischen Offizier. Auch hier sollte es um Menschlichkeit gehen. Doch gesäter Hass hat Folgen. „...Meine Eltern wurden von deutschen Soldaten ermordet. Sie waren gute und einfache Leute, die niemals jemanden etwas getan haben, und man hat sie abgeschlachtet, weil sie angeblich minderwertig waren...“ Am Ende werden nicht nur die Handlungsstränge zusammengeführt, sondern Toni und Phong finden einen Weg vorbei an ihren Vorgesetzten, um die Täter zu überführen. Natürlich heimst am Ende der Herr Kriminalrat, der sich geschickt weggeduckt hatte, die Lorbeeren ein. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass nicht nur in der Vergangenheit Menschenleben hinter politischen Befindlichkeiten zurückstehen mussten.