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Buchdoktor

Posted on 30.8.2022

Neuausgabe, früher als Ravensburger TB und in der SZ-Bibliothek Michaels Familie ist ins renovierungsbedürftige Haus des gerade verstorbenen Ernie Myers gezogen. Doch statt die Ärmel hochzukrempeln, müssen seine Eltern um das Leben seiner frühgeborenen Schwester fürchten. Michael wird in der belastenden Situation in der Schule entschuldigt und kann, durch den Umzug entwurzelt, seinen eigenen Gedanken nachhängen. In der vollgerümpelten Garage findet er hinter Teekisten verborgen ein knochiges Wesen, das hungrig ist und Schmerzen hat, aber auf keinen Fall von einem Arzt behandelt werden will. Michael versorgt „es“ mit Essen und Schmerztabletten. Die Sorgen seiner Eltern verschaffen ihm zum Glück mehr Freiheiten als gewohnt. Über die Mauer des Nachbargrundstücks blickt neugierig Mina auf den „neuen Jungen“. Sie verkündet, eine staatliche Schule würde Kinder nur davon abhalten, wichtige Dinge zu lernen; das hätte William Blake bereits festgestellt. Auch Mina ist mit dem Tod und den Veränderungen konfrontiert, die er für die Überlebenden bringt. Das Haus ihres verstorbenen Großvaters wartet wie Michaels Haus auf seine Renovierung und neue Mieter. Für Michael entpuppt sich Mina als Kraftquelle, mit der gemeinsam er seine Gedanken nicht nur ordnen kann, sondern auch ihre Richtung zu verändern lernt. Sie versorgen in der Garage den widerborstigen „Skellig“ und können ihre Sonderwege weitgehend vor den Erwachsenen verbergen. Skelligs Ansatz der Schulterknochen ist als Ansatz von Flügeln denkbar. Auch wenn „es“ offenbar mit der Welt der Menschen wie auch der Greifvögel verbunden zu sein scheint - hat nicht jeder Mensch einen Flügelansatz? Michael verarbeitet seine Ängste in beunruhigenden Träumen, erlebt Minas Verständnis und profitiert von der Geduld seiner Lehrerinnen, die ihm Zeit zur Verarbeitung seiner Erlebnisse lassen. Der Tod und Übergänge in andere Welten begegnen Michael in vielfältiger Weise. Am hilfreichsten in einem an Kinder gerichteten Text fand ich, dass Michael und Mina sich gegenseitig stützen und Lösungen ohne die Hilfe Erwachsener suchen. Wenn Kinderbücher über den Tod auch Erwachsene trösten und berühren, zeigt sich in der Vielschichtigkeit der Erzählung deren Qualität …

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