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Buchdoktor

Posted on 30.8.2022

Cornelia van Eys kennt die Situation einer plötzlichen Krebsdiagnose aus der Perspektive der Patientin wie aus der der Therapeutin. Auch sie wird sich gefragt haben: Warum ich? Warum jetzt? Hätte ìch Anzeichen der Krankheit nicht viel früher wahrnehmen müssen? Häufig werden Patienten sich nicht sofort bewusst, dass sie ihre Stressbelastung lange verdrängten und so ihr Immunsystem schwächten. Wie Stress wirken auch Angst und Schmerzen auf unser vegetatives Nervensystem, wie Stress verringern auch sie die Konzentrationsfähigkeit. Stressreduktion kann nachweislich Metastasenbildung und Sterblichkeitsrisiko signifikant senken. Einsicht in diese Zusammenhänge sind in van Eys Programm der Selbstfürsorge der erste Schritt zur Veränderung. Mit verschiedenen Entspannungstechniken will sie ihre Leser*innen zum Innehalten ermuntern und darin unterstützen, Einstellungen zu verändern. Ihre Leser*innen und Klient*innen sollen die Krise als Chance erfahren, Grübelschleifen unterbrechen lernen und Stärken wieder wahrnehmen können. Der therapeutische Werkzeugkasten für zuhause besteht aus Konzentrations- und Atemübungen, der Pep-Klopf-Technik von Bohne, Selbsthypnose durch Phantasiereisen, Yoga und Meditation. Wer gewohnt ist, sich neue Inhalte selbst zu erarbeiten oder bereits Entspannungstechniken gelernt hat, wird sich damit leichter tun als Betroffene, die allein in einem Klinikzimmer um eine positive Einstellung ringen. Cornelia van Eys‘ Begleitbuch kann mit einem Umfang von 180 Seiten nicht alle Aspekte einer Krebserkrankung ansprechen. Im Jahr 3 der Covid-Pandemie wirkt es mit der überaus positiven Einstellung der Autorin gegenüber unserem Gesundheitssystem auf mich nicht in allen Punkten realistisch. Ärztemangel, ausgebranntes Personal, der Kampf um Arzttermine und Therapieplätze in einem stotternden System sind dagegen für Kassenpatienten die Realität. Auch die Unterstützung durch Selbsthilfegruppen ist in der Pandemie spürbar eingeschränkt. Für einen Kampf gegen die Krankheit, der weitgehend mit 1,50m Abstand zu anderen Personen stattfinden wird, stärkt das Buch nicht. Trotz verschiedener Schrifttypen finde ich das Buch optisch wenig lesefreundlich. Selbsthilfebücher sollten nicht nur sprachlich niederschwellig sein, sondern auch einladend im Layout, um möglichst viele Leser*innen zu erreichen. Schriftbild und Druck sollten klarer sein; die Zielgruppe mit ihren Konzentrationsproblemen könnte z. B. durch Seitenüberschriften und Hervorhebungen effektiver durch den Text geleitet werden. Empfehlen kann ich das Buch Betroffenen, die sich neue Inhalte allein erarbeiten können und die Entspannungstechniken und Selbsthypnose positiv gegenüberstehen. --> Bonusmaterial gibt es zum Download auf der Verlagsseite

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