R. S.
Philosophische Reise durch die eigenen vier Wände Emanuele Coccias „Das Zuhause“ ist ein kompaktes und facettenreiches Buch über den häuslichen Raum, den wir Menschen als Zuhause bezeichnen. Der Autor erklärt darin auf philosophische-analytische Weise, welche materielle, strukturelle und psychologische Bedeutung die verschiedenen Räume, teils auch das Inventar sowie Flur, Garten und Terrasse für den Menschen haben. Seine philosophischen Ausführungen lassen einen nicht nur über das Zuhause an sich und seinen moralischen Wert nachdenken, sondern auch über viele andere Themen wie Geschlecht, Liebe, Identität und Elternschaft, wobei mir manchmal der Zusammenhang zum Thema Zuhause fehlte. Gelegentlich schweift der Autor auch vom Thema ab, wird zu theoretisch oder verliert sich in Nebensächlichkeiten, wodurch man leider schnell den roten Faden verliert. Erschwerend für das Textverständnis kommt hinzu, dass der Autor sich vorwiegend eines gehobenen Sprachstils mit langen und verschachtelten Sätzen bedient. Von Vorteil ist hierbei, dass die Kapitel nicht zu lang sind und thematisch nicht aufeinander aufbauen, sodass man die Kapitel überspringen kann, die einem nicht zusagen. Insgesamt ist „Das Zuhause“ von Emanuele Coccia ein interessantes und zum Nachdenken inspirierendes Buch, bei dem aber manchmal der Eindruck entsteht, dass sich der Autor ein wenig zu sehr im philosophischen Aspekt des Hauses verliert und daher die Konzepte auf die Leser*innen etwas abstrakt wirken bzw. dass sich kein eindeutiger Zusammenhang zum überordnenden Thema des Zuhauses erkennen lässt. Daher eher nur für Liebhaber philosophischer Texte zu empfehlen.