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bella5

Posted on 29.8.2022

Die Clique Als Fan der Hunter-und-Garcia -Romane habe ich bisher alle Teile der Reihe gelesen und relativ lange auf „Blutige Stufen“ (der deutsche Titel gefällt mir übrigens besser als der spoilernde englische Originaltitel ) gewartet. Carters Thriller sind immer blutig, hart an der Grenze zum Splatter und nichts für schwache Nerven. Der Autor ist vielleicht kein Meister der psychologischen Spannung und kein Könner, wenn es um blumige Formulierungen geht, doch seine Romane sind meistens richtige „Spannungskracher“. Der neueste Teil rund um einen Profiler&Sidekick von der Abteilung für schwere Gewaltverbrechen in Los Angeles kommt für mein Empfinden leider langsam in Fahrt. Richtig spannend wurde es erst, nachdem ich circa fünfzig Prozent der Geschichte gelesen hatte, davor las sich der Text recht zäh. Es ist klar, dass Chris Carter keine hochliterarischen Krimis schreibt. Ich habe mich dennoch über die Tatsache gewundert, dass die Figuren eher flacher als filigraner werden, denn es handelt sich bei „Blutige Stufen" nicht um einen Auftaktband. Manchmal sprechen die Protagonisten auch das Offensichtliche aus. Stilistisch wirkt der Thriller teils eher wie ein Drehbuch und der Autor macht es sich mit „doppelten Szenen" eher einfach; gefallen haben mir aber die Bezüge zur brasilianischen Kultur- der Autor ist selbst Brasilianer und er hat als Profiler gearbeitet, er weiß also, wovon er schreibt, das ist ein großes Plus. Meinetwegen darf er gerne noch etwas mehr „Brasilien“ in seine Geschichten einflechten & auch über Garcias Ehefrau Anna würde ich gern mehr erfahren. Man wünscht sich natürlich auch, dass Hunter wieder glücklich wird. Im letzten Teil der Story gibt es eine Wendung, die für mich nicht ganz unvorhergesehen war – den „Gärtner“ hatte ich sozusagen schon auf dem Schirm. Doch zurück zum Anfang – eine Reihe von Morden erschüttert Los Angeles. Zunächst werden junge, attraktive Frauen bestialisch ermordet (die Beschreibungen sind wirklich unappetitlich). Ein irrer Täter scheint sich an der Angst seiner Opfer zur weiden. Hunter &Garcia haben zunächst einen windigen Aufreisser im Visier. Als jedoch auch ein Mann getötet wird, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit… Die Auflösung fand ich spannend und erschütternd, aber auch etwas konstruiert und in Teilen nicht ganz logisch, wenn es etwa um die simple Machbarkeit der Morde ging. Der gesellschaftskritische Teil der Erzählung berührt mich jedoch sehr. Wenn man das Vorwort zum Roman liest und bedenkt, dass Chris Carter ein tragisches Ereignis verarbeiten muss oder musste, ahnt man, woher das Formtief des Autors kommt. Am Ende von „Blutige Stufen“ gibt es einen Cliffhanger, der jedenfalls Lust auf den nächsten Fall von Robert Hunter & Carlos Garcia macht…

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