Profilbild von hyperventilea

hyperventilea

Posted on 29.8.2022

Ein Buch wird zum Hörbilderbuch - eine etwas andere Art des Vorlesens Vorlesen ist unbestreitbar wichtig. Vorlesen bildet, fördert die Phantasie, öffnet die Tür zu fremden Welten. Beim Vorlesen erleben Kinder ganz besondere gemeinsame Momente. Manchmal bleibt für das Vorlesen leider zu wenig Zeit. Dann muss man aber dennoch nicht komplett auf das Vorlesen verzichten. Denn es gibt jetzt Sami den Lesebären. Sami ist ca 15 cm hoch, aus Hartplastik, sieht mit seiner Teetasse und seinem Schal aus blauem Stoff ziemlich niedlich aus und verbreitet Gemütlichkeit. Ist Sami mit einem längeren Druck auf die Mütze eingeschaltet und mit dem Internet verbunden (was nach Anleitung wirklich kinderleicht ist), braucht es nur einen kurzen Moment, bis er sich die Dateien für das entsprechende Buch heruntergeladen hat. Sami erklärt dabei genau, was zu tun ist. Er sitzt auf einer Eisscholle, die einfach nur auf die dafür vorgesehene Stelle auf der letzten Seite eines Sami-Buchs geschoben werden muss und schon geht es los. Nun liest Sami - je nach Geschichte mit unterschiedlicher Stimme- jede Seite vor, die aufgeschlagen vor ihm liegt. Und nicht nur das, zur Geschichte gibt es auch Geräusche. Die Leselautstärke lässt sich an Samis Ohren verstellen. Kleines Manko: vor allem, wenn das Buch noch neu ist, muss man die Seiten fixieren, selbst festhalten oder ein kleines Gewicht darauf legen, sonst blättert die Seite möglicherweise von alleine um und die einzelnen Seiten werden nicht komplett gelesen. Ist die Seite zu Ende gelesen, fordert Sami auf, umzublättern. Diesem Starterset liegt das Buch „Der größte Schatz der Welt“ bei. In dieser Geschichte langweilt sich der kleine Affe Mono sehr. Als ihm seine Mutter vorschlägt: „Sing mir doch was Tolles, mein Schatz!“, interpretiert Mono das als Aufforderung, Mama einen Goldschatz zu bringen, denn im Dschungel herrscht ein Höllenlärm und es ist schwer, alles genau zu verstehen. Mono begibt sich auf Schatzsuche. Er trifft verschiedene Tiere, die alle schon ihren Schatz gefunden haben: Das, was ihnen am meisten bedeutet, worauf sie stolz sind, besondere Talente und Fähigkeiten, das, was sie glücklich macht. Mono ist traurig, dass er nicht fündig geworden ist. Als er niedergeschlagen am Abend zu Mama zurückkehrt, tröstet sie ihn und zeigt ihm ihren größten Schatz. Andrea Schütze hat die Geschichte kindgemäß, klar und lebendig formuliert, viel wörtliche Rede sorgt für Abwechslung. Die passenden Bilder hat Joëlle Tourlonais gezeichnet. Sie sind großflächig, überwiegend in den gedeckten grünlichen Farben des Dschungels gehalten. Die Nacht wird eher bläulich und dunkel dargestellt. Die Figuren sehen charakteristisch und niedlich aus, sind sofort als Illustrationen der Zeichnerin der Hummel Bommel zu erkennen. Ich persönlich finde die Affen allerdings ein wenig kitschig geraten. Mir sind die Gesichter der Affen etwas zu menschlich, so hat die Mutter sogar Ohrringe, was auch meine Kinder kritisiert haben. Dennoch werden sich Kinder die Bilder der Geschichte sicher gerne anschauen. Sprecherin Katrin Daliot liest mit angenehmer Stimme, gut betont und mitreißend. Ihrem einfühlsamen Vortrag hört man gerne zu, im Hintergrund sind typische Geräusche des Dschungels zu vernehmen. Die Geschichte richtet sich an Kinder ab drei Jahren. Mit dem kleinen, neugierigen, umtriebigen Affen können sich die kleinen Zuhörer sicher leicht identifizieren. Mono hat sich in den Kopf gesetzt, einen Schatz zu finden und gibt sein Vorhaben den ganzen Tag nicht auf. So beharrlich sind Kinder auch manchmal. Monos Mama ist eine Mama wie aus dem Bilderbuch, sie zeigt ihm, was Mütter ihren Kindern nicht oft genug zeigen können. Eine Schatzsuche, die deutlich macht, dass jeder unterschiedliche Vorstellungen davon hat, was ein Schatz ist. „Manchmal will man einen Schatz suchen und findet sich selbst.“ Jeder Mensch ist auf seine Art ein Schatz, für sich und für andere. Eine wirklich schöne Botschaft, die uns daran erinnert, dass das Glück manchmal ziemlich nah ist. Am Ende des Buchs gibt es noch das Sami-Lied „Jedes Buch ist eine Reise“. Das Lied hat eine Melodie, die rasch ins Ohr geht. Der Text zeigt, was Sami und Bücher alles leisten, ist allerdings etwas plump und holprig formuliert. Den Kindern gefällt es trotzdem sicher, dass mit einem Lied und Musik noch etwas Abwechslung hinzukommt und nicht nur vorgelesen wird. Sami ersetzt sicher nicht das besondere Vorleseerlebnis, dass Kinder bspw. mit ihren Eltern haben. Aber Sami ist eine gute Alternative, wenn mal keine Zeit zum Vorlesen bleibt. Sami macht ein Buch zum bebilderten, bunten Hörbuchabenteuer. Dass man beim Hören das Buch und Bilder immer vor Augen hat, gefällt mir. Das Buch steht im Fokus. Mittlerweile gibt es auch ein breites Angebot an weiteren Samibüchern, die man selbstverständlich auch selbst vorlesen kann. Sami ist allerdings eine wirklich sinnvolle Bereicherung für das Bücherregal. Mit ihm können sich Kinder auch alleine beschäftigen, können selbst bestimmen, wann ihnen vorgelesen wird und wie lange sie sich einer Seite widmen wollen. Trotz kleiner Mängel können wir eine klare Empfehlung für alle Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren geben, die Vorlesen mögen, sich gerne bunte Bilderbücher anschauen und selbst noch nicht gut genug lesen können.

zurück nach oben