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Violetas Weg Isabel Allende gibt in "Violeta" interessante Einblicke in das Leben einer chilenischen Frau, es handelt sich bei diesem Buch um eine langsame Emanzipation. Ich habe mich schon sehr auf dieses Buch gefreut und gehofft, dass es mich so richtig umhaut, wie damals das Geisterhaus, oder eigentlich die gesamte Geisterhaus Trilogie. Leider war dies nicht ganz der Fall. Aber 4 Sterne ist mir "Violeta" definitiv wert. Nach der Lektüre des recht autobiographischen Buchs "Was wir Frauen wollen" drängte sich mir bei "Violeta" schon der Gedanke auf, dass Isabel Allende hier in ihrer Violeta ein Teil ihres eigenen Ichs einarbeitet. Eine 1942 geborene Autorin blickt auf das Leben einer 1920 geborenen Chilenin. In ihrem Buch "Violeta" schaut die Autorin auf das lange Leben ihrer Violeta, auf das hundertjährige Leben ihrer Protagonistin. Und gibt damit auch gleich einen wunderbaren historischen Einblick in das chilenische Gebiet, in das chilenische Denken, in das chilenische Sein. Und dies gelingt der Autorin bravourös, denn ihr neuer Roman ist sehr spannend und absolut intensiv. Ich konnte ihn kaum aus der Hand legen und war in einer Windeseile durch das Buch durch. Sehr gefallen hat mir, dass in "Violeta" Verbindungen zum "Geisterhaus" gezogen werden, denn es ist von Verwandten die Rede, die mit Geistern reden können und furchtbare Autounfälle haben. Dann hat mir das Personal gefallen, und hier besonders die Tanten, die Lehrerin und Teresa Rivas, aber auch die titelgebende Violeta. Obwohl die Rolle der Violeta auch etwas gewöhnungsbedürftig ist und sie manchmal etwas arg gutbürgerlich und blauäugig daherkommt. Aber solche Menschen gibt es viele und manche Unwissenheit ermöglichte erst manches Grauen. Auch in unserem Land wird es in den Dreißiger Jahren viele gutbürgerlich-blauäugige Menschen gegeben haben und in der Coronazeit taucht diese Art des Homo Sapiens ja auch wieder in Erscheinung. Das Gute ist, Violeta sieht ihre Fehler ein. Woran sich manch ein anderer ein Beispiel nehmen könnte. Ansonsten ist der Charakter der Violeta aber schon etwas ihrer Zeit voraus, sie weiß viel und ist emanzipiert, aber alles Wissen nutzt auch ihr nichts. Denn die Liebe und die rosarote Brille der Liebe ereilt auch sie und hier bewegt sich Violeta wieder rückwärts in ihrer Entwicklung und bezahlt dafür einen hohen Preis. Was recht schade ist. Dennoch ist dieses Leben einer chilenischen und damit lateinamerikanischen Frau aber nachvollziehbar und glaubhaft. Denn obwohl man sich als Leserin einen feministischen Charakter wünscht, eine 1920 in Chile geborene Frau wird wohl meist Violeta ähnlich gewesen sein. Bzw. wird eine Violeta für die meisten anderen schon recht emanzipiert gewesen sein und eine Teresa Rivas sehr außergewöhnlich bis außerirdisch. Von daher ist dies alles absolut gelungen. Gefallen hat mir auch, dass Isabel Allende die Mapuche in ihrem Roman auftreten lässt, waren sie doch in der chilenischen Geschichte von jeher sehr wichtig gewesen. Der Name des Stammes fällt in dem Buch nicht, aber alles klingt nach diesem Stamm, nach diesem Volk. Der Wohnort, die Heiler, der Silberschmuck. Nicht gefallen haben mir einige zu melodramatische gelungene Sätze, die eigentlich in eine Liebesschnulze gehören und dem Buch den eigentlich verdienten fünften Stern rauben. Leider. Aber diese Sätze waren wirklich zu arg aufgetragen! Aber vier Sterne sind ja auch eine sehr gute Bewertung!