R. S.
Verschenktes Potenzial 2.5/5 In „Freundin bleibst du immer“ von Tomi Obaro geht es, wie der Titel schon andeutet, um das Thema Freundschaft, konkret um die Freundschaft zwischen drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Durchaus unterhaltsam und kurzweilig wird auf knapp über 300 Seiten erzählt, wie die drei Freundinnen Enitan, Zainab und Funmi nach 30 Jahren wieder in Lagos zusammenkommen, um die Hochzeit von Destiny, Funmis Tochter, zu feiern. Die Geschichte ist aufgeteilt in zwei Zeitstränge, einer in der Gegenwart mit Destinys Hochzeit und einer in den 80er-Jahren, als sich die drei Frauen an der Universität von Lagos kennenlernten und im Verlauf ihres Studiums zu besten Freundinnen wurden. Dabei wird neben dem Kennenlernen der drei auch auf deren Liebeserfahrungen an der Uni, was nach ihren Abschlüssen passiert ist sowie auf die politische Situation eingegangen. In der Gegenwart stehen neben der Freundschaft die Themen Mutter-Tochter-Beziehung und Generationenkonflikte im Fokus. Doch leider konnte der Roman mich in Bezug auf das Thema der Freundschaft zwischen Enitan, Zainab und Funmi nicht wirklich überzeugen. Zu keiner Zeit war für mich eine tiefe emotionale Verbindung zwischen den dreien spürbar, beim Lesen hatte ich eher das Gefühl, das einem erzählt wird, dass sie beste Freundinnen sind und nicht das gezeigt wird, was ihre Freundschaft nun eigentlich so besonders macht. So hätte ich mir z. B. im Erzählteil, der in der Vergangenheit spielt, gewünscht, dass mehr auf ihre Freundschaft als auf ihre romantischen Erfahrungen eingegangen wäre. Auch in der Gegenwart blieb vieles nur oberflächlich und wurde nicht tiefergehend behandelt. Besonders die Beschreibung der Hochzeit von Destiny nahm im letzten Teil viel Platz in Anspruch, ohne außer einen atmosphärischen und authentischen Einblick in die nigerianische Kultur zu geben, etwas großartig zur Handlung beizusteuern. So bleibt nach Beenden der Lektüre eher ein Gefühl der Enttäuschung zurück. Die Prämisse war toll und das Potenzial war vorhanden, aber außer dem facettenreichen und faszinierenden Einblick in die Gesellschaft und Kultur von Nigeria konnte mich der Roman in Bezug auf das Thema Freundschaft nicht wirklich überzeugen. Vieles wurde nur angedeutet oder oberflächlich behandelt, sodass es dem Roman insgesamt einfach an Tiefe fehlt.