Fina
Gestaltung: Bei dieser Gestaltung hat der Lago Verlag ganze Arbeit geleistet! Ich finde die Umschlaggestaltung sehr gelungen, da die elitäre Schulatmosphäre sehr gut rüberkommt und Chiamaka und Devon sehr gut getroffen sind. Die rot-weiße Anspielung auf Spielkarten rundet das ganze farblich perfekt ab. Ich finde das Cover hier auch um Längen schöner als das Original, einfach ein totaler Hingucker und sehr passend zum Inhalt des Buches. Darum geht's: Chiamaka ist der Star der Niveus Privatschule und sieht einer prächtigen akademischen Karriere entgegen. Devon ist dagegen eher ein Underdog, er glänzt zwar mit guten Noten, verschanzt sich aber am liebsten hinter den Türen der Musikräume. Als in ihrem letzten Jahr an der Schule plötzlich skandalöse Textnachrichten über sie auftauchen, geht es nicht nur darum, ihren Ruf wiederherzustellen, sondern auch dem geheimnisvollen Texter auf die Schliche zu kommen...warum macht er ihnen das Leben zur Hölle? Idee/ Umsetzung: Als großer Gossip Girl Fan bin ich auf dieses Buch direkt neugierig geworden, als ich den Klappentext gelesen habe. Ich liebe generell Bücher, die an Internaten und Schulen spielen, da diese Atmosphäre einfach eine perfekte Voraussetzung für Intrigen und Geheimnisse ist. So ist auch die Niveus Privatschule ein optimales Setting, um unter den Schüler*innen Zwietracht zu sähen. Doch diese Geschichte nutzt diese Ausgangssituation nochmal völlig neu und konnte mich im Verlauf der Geschichte wirklich sehr überraschen... Ich bin sehr gut in die Geschichte hineingekommen und mochte direkt die wechselnden Perspektiven zwischen Chiamaka und Devon. Unsere Protagonisten könnten tatsächlich nicht unterschiedlicher sein, doch beide bekommen in diesem Schuljahr eine Position als Prefects, was besonders Devon sehr überrascht und ihn ungewollter Weise ins Rampenlicht rückt. Chiamaka hat mit dem Titel als Head Prefect natürlich gerechnet und strebt mit dem Titel als Ballkönigin schon den nächsten Meilenstein auf dem Weg an die Spitze an. Das Leben beider wird gehörig auf den Kopf gestellt, als immer wieder mysteriöse Nachrichten in der Schule die Runde machen - von Sex Tapes über Affären und Drogendeals ist alles dabei. Dadurch, dass wir genauso ahnungslos sind wie Chiamaka und Devon, beginnt schon bald ein sehr spannendes Rätselraten auf der Suche nach dem oder der Texter*in. Die engsten Vertrauten der beiden geraten früher oder später alle mal in Verdacht, sodass die Devise lautet: vertraue niemandem! Das bedeutet auch, dass ich das Buch vom Spannungsaufbau her fabelhaft fand. Bis zur Enthüllung, wer die Nachrichten versendet, hat die Autorin es geschafft, mich komplett in ihren Bann zu ziehen und immer wieder neue Verdächtige in Betracht zu ziehen. Gerade ab der Mitte des Buches beginnt eine richtige Hetzjagd, die mich sehr mitgerissen hat. Das Buch macht der "Thriller" Bezeichnung alle Ehre und konnte mich durchweg sehr gut unterhalten. Figuren: Einer meiner Kritikpunkte betrifft die Charaktere. Ich mochte Chiamaka und Devon zwar sehr gerne, fand aber besonders unsere weibliche Protagonistin ziemlich stereotypisch. Die Queen der Schule, die von allen geliebt und von jüngeren Schülerinnen ungefragt mit Kaffee versorgt wird? Das war mir etwas zu viel Klischee. Zwar macht sie im Verlauf der Geschichte noch eine Wandlung durch, und wir bekommen auch einige Einblicke in ihren familiären Hintergrund, aber ganz warm wurden wir nicht miteinander. Devon fand ich im Kontrast dazu schon etwas plastischer, aber auch bei ihm hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle mehr Individualität gewünscht. Auch die meisten der Nebencharaktere bedienen derartige Rollen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass einige altbekannte Erzählmuster durchbrochen werden. Die Autorin schafft hierfür Ansätze, so gibt es mehrere queere Figuren und auch Rassismus spielt eine große Rolle, was noch hätte vertieft werden können. Einige Fragezeichen sind mir dennoch im Verlauf der Handlung gekommen, da ich viele Figuren als durchtrieben und schlichtweg böse wahrgenommen habe, ohne dass ich deren Beweggründe genauer verstehen könnte. Die Figuren waren in meinen Augen eher ein Schwachpunkt der Geschichte. Die Auflösung rund um die geheimnisvollen Textnachrichten kam für mich absolut überraschend und ich finde die gesamte Idee dahinter wirklich sehr gut. Ich habe staunend dagesessen und gar nicht glauben können, welch interessante Wendung die Geschichte ab da nahm. Die Umsetzung wies für mich einige Logiklöcher auf, manche Tatsachen wurden mir zu wenig beleuchtet und als gegeben präsentiert. Nichtdestotrotz hat die Autorin das ganze hier sehr geschickt konstruiert und aufgelöst, mit dieser Botschaft der Geschichte habe ich nicht gerechnet. Ich kann euch nur empfehlen, vor dem Lesen nicht zu viel dazu zu recherchieren, damit ihr einen ebenso tollen Wow-Effekt erlebt wie ich. Fazit: "Pik-Ass" ist ein sehr besonderer Jugendthriller, der mir mit Sicherheit lange in Erinnerung bleiben wird. Mich konnten besonders die tolle Spannungskurve und die überraschende Auflösung des ganzen überzeugen, die Figuren waren in meinen Augen etwas zu stereotyp gezeichnet. Für Fans von Highschool Geschichten und Gossip Girl definitiv eine Empfehlung!
