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Asal Dardan

Posted on 19.9.2018

Der Untertitel Manifest ist vermutlich eine Idee des Verlagsmarketings gewesen, denn die beiden hier zusammengefassten Essays, die Beard für die LRB schrieb, taugen nun wirklich nicht für solch eine hochtrabende Bezeichnung. Die Rückgriffe auf die Antike sind sehr erhellend und lesenswert, doch wäre es wichtig gewesen, hätte Beard auch geschafft, andere feministische Denker*innen einzubeziehen. Weshalb argumentiert sie im luftleeren Raum, ohne aufzugreifen, wie Schweigen, Wut und patriarchale Strukturen von anderen beschrieben werden? Ein feministisches Manifest ohne die Würdigung dessen, was vorher kam, funktioniert schlichtweg nicht, weil eine emanzipatorische Bewegung nur in der Gemeinschaft umgesetzt werden kann. Außerdem bleibt Beards Bezugsrahmen auch in anderen Bereichen sehr eng, hier schreibt eine weiße, britische Akademikerin für eine Leserschaft, die vermutlich aus ähnlichen Milieus kommt. Vergleicht man dies etwa mit Jaqueline Roses "Mothers", ebenfalls ein feministisches Buch einer LRB-Autorin, dann erkennt man, was möglich gewesen wäre. Rose beginnt ihr Buch nämlich mit der im Vorfeld des Brexit geführten Tabloid-Kampagne gegen ausländische Mütter, die in Großbritannien Kinder zur Welt bringen und als "Geburtstouristinnen", die den NHS ausbeuten, verunglimpft werden. Beard ist sich ihrer Verantwortung nicht bewusst, dass sie in einem Manifest allen Frauen, insbesondere den Schwächesten, gerecht werden muss. Für jene, die erste Texte aus feministischer Perspektive lesen möchten oder gern über die Antike nachdenken, ist das Buch eine Empfehlung. Für Menschen, die sich bereits einem intersektionalen Feminismus zugewandt haben ist es eher enttäuschend.

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