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herbstrose

Posted on 24.8.2022

Uqsuralik war nur ein paar Meter vom Iglu ihrer Eltern entfernt, als mit ohrenbetäubendem Krachen das Eis brach und sie von ihrer Familie getrennt wurde. Zusammen mit dem treuen Familienhund Ikasuk, einem Bärenfell als Schutz vor der Kälte und dem kleinen Messer, das sie ständig bei sich trägt, driftet sie auf einer Eisscholle in der Dunkelheit dahin. Sie weiß, um zu überleben muss sie in Bewegung bleiben, muss nach Robben jagen und auf Hilfe hoffen. Nach Tagen der Einsamkeit naht die Rettung - sie trifft auf einen anderen Familienclan und wird von ihnen aufgenommen. Doch auch da ist sie nicht in Sicherheit, es droht eine andere Gefahr … Bérengère Cournut, geboren 1979 in Asnières-sur-Seine nordwestlich von Paris, ist eine französische Schriftstellerin, Übersetzerin und Lektorin. Sie schreibt seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr, zunächst Kinder- und Jugendliteratur, bevor sie ihre Liebe zur Anthropologie, zu fernen Welten und alten Überlieferungen entdeckt. Für „Das Lied der Arktis“ hat sie sieben Jahre lang die Lebensweise der Inuit recherchiert und deren Geschichte studiert. Das Werk wurde 2019 mit dem FNAC-Romanpreis ausgezeichnet. Kein fantasievoll ausgedachter Roman, sondern eine realistisch anmutende Geschichte aus dem Leben der Inuit. Das Buch bietet ungemein spannende Einblicke in eine fremde, brutale, vergangene Kultur, die mir bis dahin völlig unbekannt war. Man erfährt das Geschehen aus Uqsuraliks Perspektive und ist somit hautnah dabei wenn sie auf die Jagd geht, Robben erlegt, ihre Bäuche aufschlitzt, das rohe Fleisch isst und ihr Blut trinkt. Wir erleben mit ihr Zeugung und Geburt, Krankheit und Tod - für die Inuit ganz natürliche Vorgänge – und erschauern, wenn die unberechenbare Natur wieder gnadenlos zuschlägt. Zu erwähnen sind auch die Lieder der Inuit, deren Text immer mal wieder zwischen den einzelnen Abschnitten eingefügt ist. Sie behandeln das aktuelle Geschehen, die Träume und die Hoffnungen der verschiedenen Protagonisten, und erweitern somit unseren Blickwinkel. Ein Glossar mit den gebräuchlichsten indigenen Begriffen und zahlreiche Fotos über die Menschen, Tiere und Natur der Arktis, am Ende des Buches, bereichern die Geschichte und tragen zum besseren Verständnis des Gelesenen bei. Fazit: Ein großartig recherchierter Roman, der durch seine bildhafte Erzählweise besticht und ganz nebenbei auch einiges an Wissen vermittelt. Sehr empfehlenswert!

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