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Posted on 20.8.2022

Opulente Fantasy für Genußmenschen in guter Traditionsweiterführung Kinsch Na Schannack hat eine schwarze Zunge. Wie alle Galter. Eine schwarze Seele hat er trotz seiner Zugehörigkeit zur so mysteriösen wie mafiösen Nehmergilde nicht. Er ist ein kleines Licht. Gut ausgebildet, talentiert und hoch verschuldet bei der Gilde, was ungute Nebenwirkungen hat. Murkst er nicht gerade notgedrungen, wirklich nur dann, jemand ab, ist er eingentlich ein ziemlich sympathischer Kerl. Und er nutzt seine schwarze Zunge bestens. Kinsch erzählt seine Geschichte. Seine Abenteuer beginnen in einem Wald, wo er mit mindertalentierten Räubern versucht seine Geldschulden abzubauen um sich am Ende mit einer begabten Schwertkämpferin und weiteren, nicht immer zufälligen, Bekanntschaften auf eine Quest zu begeben, deren Ausgang im Ungewissen liegt. Christopher Buehlman, der zuvor im Horrorgenre unterwegs war, hat sein hochkarätiges Fantasy Debüt bestens ausgestattet. Bereits mit den ersten Sätzen hat er mich abgeholt. „Ich würde sterben. Schlimmer noch, ich würde in der Gesellschaft von Scheißkerlen sterben.“ Die Geschichte wird von Kinsch so rasant, witzig und skurril weitererzählt, dass man eher meint er hätte eine goldene Zunge. Kein Wunder, erklärt Buehlman doch im Nachwort welches seine bevorzugten Fantasy Schöpfer sind. Der unvermeidliche J.R.R. Tolkien natürlich und der andere Autor mit zwei R. im Namen der nicht nur mit Game of Thrones brillierte, sowie der großartig, poetische geniale Erzähler und Welterschaffer Patrick Rothfuss und, der erste Satz des Romans schreit es ja schon heraus der düstere, zynische Joe Abercrombie. Es fehlen zwar Neil Gaiman und Tad Williams, doch Buehlman braucht sich vor keinem der Genannten zu verstecken. Im Gegenteil. Ist doch „Der schwarzzüngige Dieb“ ein großartig, rasanter wilder Ritt durch eine detailliert und atmosphärisch ausgestaltete Welt die man nur ungern verlässt. Buehlman würzt diesen Fantasy Roadtrip mit derbem aber auch feinem Humor und knorrigen Charakteren. Diese magische und kaum technisierte kriegsgebeutelte Welt wird von Riesen, Kobolden, Raben, Hexen, Zauberen, Assassinen, seltsamen Göttern, Schwertkämpferinnen und Dieben bevölkert dass es eine Freude ist sie kennenzulernen. Versteckte politische und pekuniäre Interessen werden erkennbar und wie am Ende alles zusammenhängt ist Lesegenuß und Lesesucht fördernd. Vor allem, weil viel Raum für ein fortschreitendes Eintauchen in die Zusammenhänge dieser Welt vorhanden ist was die Freude über diesen Roman deutlich steigert. Der den Fuchsgott verehrende Hauptcharakter Kinsch, dieser fatalistische und zugleich lebenslustige junge Mann und der mitreissende, erfreulich lockere Erzählstil setzen dem Ganzen die (Fantasy) Krone auf. 28 Dodos und den Dodo-Award für dieses diebische Meisterstück, das den genannten schreibenden Helden des Autors, ohne zu plagieren, ein Denkmal setzt in einer sehr eigenen fesselnden Weise. Gerne mehr davon (es gibt Anzeichen für einen Folgeband) und eine warme Empfehlung meinerseits an alle FreundInnen der Highfantasy.

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