dianae E
Frank Goldammer – Bruch, Ein dunkler Ort Nach dem Feuertod seines Kollegen bekommt Felix Bruch eine neue Kollegin. Der wortkarge und abwesend wirkende Ermittler nimmt sie zwar zur Kenntnis, aber durch sein distanziertes Verhalten kann er keine Sympathiepunkte gewinnen. Nicole Schauer traut ihrem Partner nicht. Bruch verhält sich unorthodox, redet kaum und wirkt allgemein distanziert. Die täglichen Anrufe die er bekommt, machen sie neugierig. Doch sie muss sich jetzt voll und ganz auf den Fall eines verschwundenen Mädchens konzentrieren. Ob Celina noch lebt, kann keiner sagen, doch der Fall erinnert stark an ein verschwundenes Mädchen von vor zwei Jahren. Dieses Mädchen ist jedoch nach zwei Wochen wieder aufgetaucht. Die Eltern des Mädchens boykotieren aber jegliche Zusammenarbeit. Zufall, dass Celina die beste Freundin jenes verschwundenen Mädchens ist? "Bruch, Ein dunkler Ort" ist das erste Buch, dass ich vom Autor lese. Der Erzählstil ist an einigen Stellen etwas zäh, größtenteils aber angenehm. Die Atmosphäre des Thrillers ist eher distanziert und beklemmend, an einigen Stellen wird es ein wenig gruselig und der Autor spielt mit der Panik seiner Figuren. Die Emotionen konnte ich beim Lesen gut nachvollziehen. Die Figurenausarbeitung ist gut, die Charaktere wirken realistisch. Wirklich sympathisch konnten mir aber weder Felix Bruch noch Nicole Schauer werden. Beide driften etwas ins Extreme ab, dennoch, gerade diese Gegensätzlichkeit machte das Buch dann doch interessant. Felix Bruch verhält sich abweisend, spricht nur das Nötigste, hält mit seinen Thesen hinterm Berg, scheint alles mit sich selbst auszumachen. Dazu kommt das der Unfalltod seines Ex-Partners ihm zu schaffen macht. Es hat zuerst den Eindruck, dass er seiner neuen Kollegin aus dem Weg geht und man könnte den Eindruck haben, dass er sie absichtlich blockiert. Im Verlaufe des Buches stellt sich heraus, dass er weitaus mehr Probleme hat, als es auf den ersten Blick scheint. Nicole Schauer ist das Gegenteil von Bruch: geschwätzig, gewaltbereit, aggressiv und irgendwie auch dominant. Obwohl sie anfänglich eher ruhig und gelassen wirkt, stellt sich schnell heraus, dass ihre Zündschnur kurz ist, aber für die Arbeit lebt und diese auch gewissenhaft machen will. Dann gab es Situationen, in der sie sich von einer ängstlichen fast schon panischen Seite zeigt. Die Charaktere sind extrem, müssen extreme Situationen meistern und gerade diese Dynamik macht den Thriller wirklich interessant. Ich würde eine Fortsetzung in jedem Fall lesen, schon allein weil ich wissen möchte, was aus Bruch wird. Auch die Nebencharaktere werden gut herausgearbeitet. Besonders gut gelungen finde ich die Ausarbeitung der Schauplätze. Gerade die Übernachtungen in einem Gruselhaus waren interessant. Der Gruselflair ist gut eingefangen, da kam schon der eine oder andere Schockmoment zusammen. Insgesamt beschreibt der Autor seine Handlungsorte detailliert und anschaulich, das gibt ein Pluspunkt. Das Hörbuch wird eingelesen von Stefan Kaminski. Die angenehme Stimme, die temporeiche, empathische Erzählweise haben mich sofort gefesselt und so hatte ich überhaupt keine Probleme der Story zu folgen. Sowohl Charaktere als auch Handlung lässt er lebendig werden. Vor allem mochte ich, dass ich das Gefühl hatte, mitten in der Geschichte zu stehen. Manchmal gehetzt, dann wieder ruhig, passt sich der Synchronsprecher der Story an und transportiert die Stimmung auf den Hörer. Von mir gibt es für diesen außergewöhnlichen Thriller eine Leseempfehlung. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, und wenn ich mal darüber hinwegsehe, dass dieses Ermittler-Duo nur wenig Sympathiepunkte einfahren konnte, hat mich aber auch genau das an der Geschichte gereizt. Die Gegensätzlichkeiten, das Extreme, die Dynamik der beiden Ermittler. Das sticht schon positiv aus der Masse heraus. Der Fall war interessant, die Ermittlungsarbeit ist einleuchtend und es gab ein paar Wendungen und Überraschungen, der Autor führt uns von einer Sackgasse in die nächste. Es gab zwar auch ein paar langatmigere Passagen, die beeinflussen die Story aber nicht. Dieser Thriller ist der beste Beweis, dass die Hauptfiguren nicht immer nahbar und sympathisch sein müssen, um zu funktionieren. Das Cover passt zum Inhalt der Story, auch wenn es genretypisch ist. Die abendrote Szene ist ansprechend. Fazit: guter, spannender Thriller mit gegensätzlichem Ermittler-Duo. 4,5 Sterne.