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renee

Posted on 17.8.2022

Clevere Sezierung einer Gesellschaft und eines Protagonisten Auch für dieses Buch gibt es wieder 5 Sterne von mir. Diese Bewertung könnte andere abschrecken. Denn die Betrachtungsweisen des Antihelden Matjaž sind oft schwer zu verdauen. Die Autorin Jela Krečič bedient sich hier bewusst sehr sexistischer Denkweisen, die aber, so abstoßend sie auch sein mögen, leider einen realen Hintergrund haben. In der slowenischen Welt, aber nicht nur da. Dabei schreibt die Autorin spielerisch und leicht im Ton ein sehr intensives und interessantes Buch, welches gleichzeitig ungemein clever, boshaft und auch witzig ist. "Keine wie sie" zündet mich an, einerseits wegen dem anfänglich durchaus unsympathischen Antihelden Matjaž, ein Eindruck, der sich aber nach und nach in meinen Augen wandelt. Und andererseits wegen der klugen und boshaften Betrachtungsweise des menschlichen Miteinanders im Buch, eine Betrachtungsweise, die nicht nur eine Kritik am Sexismus in der slowenischen Gesellschaft beinhaltet, sondern auch sezierend auf das Gesamtbild der slowenischen Gesellschaft schaut und recht sozialkritisch daherkommt. Und durch diesen Blick verändert sich meine Wahrnehmung des Hauptcharakters Matjaž. Aber nicht nur dadurch. Eine Frau als Autorin erschafft einen misogynen Antihelden, der abscheulich mit Frauen umgeht, aus einer Kränkung heraus, ja, aber diese Trennung oder dieser Vertrauensbruch rechtfertigt ja dieses Verhalten definitiv nicht. Eine Misogynie als Maske?!?! Damit frau nicht darunter schaut. Vielleicht. Aber mindestens genauso interessant sind auch die Reaktionen der Frauen auf Matjaž. Was bezweckt die Autorin damit? Denn allzu ernst nehmen sie sein negatives Geschwafel nicht, sie kontern, aber nicht in einer Intensität, die der Boshaftigkeit des Antihelden entspricht. Die weiblichen Charaktere reagieren ruhiger und nehmen der Boshaftigkeit des Antihelden damit die Schärfe etwas weg, entschärfen seine Waffen damit und entlarven ihn vielleicht auch damit. Oder ist dies ein Spiegel, der eventuell der Leserschaft vorgehalten wird?!?! Ich bin mir hier nicht sicher. Aber wegen der durchaus sehr akzentuierten und auch etwas übertriebenen Art der Schreibe der Autorin und auch wegen der Raffinesse und der Cleverness in den Aussagen vermute ich auch hier eine Äußerung/eine Information der Autorin. Denn so richtig zusammenpassend wirkt die Gestaltung des Antihelden/Helden hier nicht. Je weiter man in dem Buch vorankommt, desto verständlicher wird die Figur des Matjaž. Ich will nicht sagen, dass er mir sympathischer wird. Aber er ist nicht mehr dieses Ekel in meinen Augen. Er wird am Ende des Buches menschlicher. Und alles in allem ist "Keine wie sie" ein wirklich interessantes Buch, denn ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass ich nach dem Ende der Lektüre solche Gedanken zu dem Buch habe. Denn ich habe ein matriarchal denkendes Herz, eigentlich, denn dieses Buch zeigt mir eine andere Facette in mir. Was gut ist!

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