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Marcus Jordan

Posted on 17.9.2018

Ein Buch, das aus ganz verschiedenen Gründen gelesen werden muss. Historisch ungeheuer lehrreich führt es in einer Art Familien-Saga durch weite Teile des 20. Jahrhunderts in Indien. Man lernt viel über die Ereignisse, über das soziale System, aber auch über indischen Humor und Geist. fast möchte man dem Irrglauben anheimfallen, dass man Indien und die Inder kennt, wenn man fertig ist mit diesem Werk. Es wird einem bewusst, in was für einem knochenbrecherischem Tempo Indien sich verändern musste und verändert hat - ich habe mir vorgestellt, dass kaum etwas eine bessere Vorbereitung gewesen sein könnte auf den jetzigen Wandel in Digitalisierung und Globalisierung. Und dass das ein Vorteil für Länder wie Indien sein könnte. Die reine Windstärke der Veränderung, die man hier in Europa ungläubig bestaunt, ist für Indien ein Standard. Das Buch ist grauenhaft und wunderschön, tief menschlich und völlig deprimierend. Es beschreibt einen Höllenschlund, der dann plötzlich innerhalb einer halben Seite wieder zum Sehnsuchtsort wird. Und es hat einen schwer zu ertragenden Gedanken in mir geweckt: vielleicht ist echte, totale, bedingungslose Menschlichkeit nur da möglich, wo sie auch gebraucht wird. Im Frieden, im Wohlstand, in Sicherheit wird sie zu einem festzuhaltenden Wert, zu einer Aufgabe, zu einem Bemühen, dass aber nicht mehr selbstverständlich notwendig ist. Vielleicht degeneriert sogar Menschlichkeit selber einfach durch Überfluss.

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