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Buchdoktor

Posted on 15.8.2022

Worum geht es? Auf der Schiffsreise nach Maskat verschwindet die Frau des Fotoreporters Theodor Jung von Bord, deren Eltern mit der Eheschließung nicht einverstanden waren. Wie Theo mit geschultem Blick eines Fotografen die Spur seiner Frau aufnimmt, lest ihr unten … Theodor Jung geht 1929 in Marseille mit gemischten Gefühlen an Bord der „Champollion“. Als Marine-Soldat traumatisiert im U-Boot-Krieg der kaiserlichen Marine, ist Theo überzeugt, eines Tages unter Wasser zu sterben. Seine Recherchereise in den Oman für die renommierte „Berliner Illustrirte“ wird 2 Wochen dauern. Theo reist in einer einfachen Kabine; seine Frau und deren Familie, auf Geschäftsreise zu Gewürzhändlern, werden in der 1. Klasse verwöhnt. Theos Frau Dora leitet im Gewürzhandel Rosterg die Berliner Niederlassung. Auf der Route der Champollion in den Mittleren Osten kreuzen sich die Wege von Abenteurern, Ingenieuren, Fremdenlegionären und Missionaren. Was eine bekannte Berliner Nackttänzerin und das Mitglied eines Berliner Ringvereins (versiert im Schuldeneintreiben) im Zielhafen wohl vorhaben? Kaum, dass die Gäste sich an Bord eingerichtet und ihren Gastgeber bei Tisch kennengelernt haben, wird Dora Jung vermisst. Ihre Familie behauptet unbeirrt, sie wäre nie an Bord gewesen, Theo müsse sich irren. Theo, der in Folge seiner Kriegserlebnisse schlafmittelabhängig ist, zweifelt an seiner Wahrnehmung. Sollten die Rostergs ihre Tochter etwa beseitigt haben, um ihm die Tat in die Schuhe zu schieben? Bei seiner Recherche entdeckt er immer neue Verknüpfungen zwischen den Passagieren, immer neue krumme Geschäfte und zweifelt zunehmend an den behaupteten Motiven der Passagiere für die Oman-Reise. Gemeinsam ist seinen Mitreisenden aller Kabinenklassen, dass ein Fotograf an Bord ihre Kreise empfindlich stört. Mit Fotos vom Alltag an Bord schafft er Beweismaterial für Verbindungen, die sie lieber verbergen würden. Auf der Suche nach Dora und noch immer im Kampf mit den Dämonen seiner Kriegserlebnisse, gerät Theo selbst in Lebensgefahr … Die Atmosphäre konspirativer Enge an Bord eines Ozeanliners Ende der 1920er und die Verlangsamung im Leben der Passagiere erinnert mich an die Locked-Room-Plots Agatha Christies. Eine beeindruckende Anzahl an Figuren und Handlungsfäden sorgen in Rademachers historischem Krimi für Spannung. Theo Jung kann ich mir gut als Serienermittler vorstellen, dafür müsste er zuvor jedoch Nachhilfe bei einem Fotolaboranten nehmen, um mit Film und Fotopapier glaubwürdiger zu agieren.

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