Gabriele
Russlands geschichtlicher Kampf um die Ukraine – fast wie heute Spätestens seitdem die Russen die Getreideausfuhr aus der Ukraine verhindert haben, ist uns bewusst geworden, dass dort viel Getreide produziert wird. Das scheint schon vor knapp hundert Jahren so gewesen zu sein. Zumindest wenn man dem Inhalt dieses Buches glaubt. Dass während des Holodomor mehrere Millionen Menschen verhungerten, wird Josef Stalin zugeschrieben. Laut Wikipedia verfolgte er in den 1930er Jahren das politische Ziel, den ukrainischen Freiheitswillen zu unterdrücken und die sowjetische Herrschaft in der Ukraine zu festigen. Dieses Buch führt uns die damalige Zeit vor Augen und verursacht Gänsehaut. Allerdings beginnt die Geschichte viel später in Amerika. Die erst vor kurzem verwitwete Cassie soll zusammen mit ihrer Tochter zu ihrer Großmutter Bobby umsiedeln, da diese immer merkwürdiger wird und nicht mehr allein wohnen kann. Zusammen mit einem hilfsbereiten jungen Nachbarn übersetzt sie das Tagebuch ihrer Oma und erfährt von den Grausamkeiten, denen die alte Frau im Laufe ihres Lebens ausgesetzt war. Das Buch hat mich erschüttert. Denn bisher wusste ich nichts vom Holodomor und wozu uns Hunger treiben kann. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und erzählt auf zwei Zeitebenen. Die eine ist im heute angesiedelt, die andere spielt um 1930 in der Ukraine. Das Buch macht wütend auf die sowjetische Machtverfolgung. Die Autorin spricht so manches an, was wir aus den heutigen Nachrichten erfahren. Dabei entstand das Buch schon vor dem sowjetischen Einmarsch in die Ukraine. Erin Litteken wollte ursprünglich die Geschichte ihrer ukrainischen Großmutter erzählen, entschied sich nach ihrer Recherche jedoch dafür, den Holodomor in Mittelpunkt dieses Romans zu stellen.