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Inhalt: Ansels großer Traum wäre es gewesen, direkt nach dem Abitur ins Medizinstudium zu starten. Leider hatte das nicht geklappt und somit macht er das Beste aus der Situation und beginnt ein Praktikum auf einer Intensivstation in einem Krankenhaus. Als er auf Emil, einen Patienten trifft, markiert das für ihn eine persönliche Wasserscheide. Denn die beiden Jungen verstehen sich vom ersten Moment an. Emil berichtet Ansel von einem Paralleluniversum, in das man sich ganz schnell wegträumen kann. Es handle sich um einen paradiesischen Ort. Doch bald schon muss Ansel feststellen, dass Emil nicht mehr lange zu leben hat. Die Metastasen in seinem Kopf breiten sich immer weiter aus. Eine Heilung ist nicht mehr möglich. Emil wird entlassen und für Ansel bricht eine kleine Welt zusammen. Die beiden Jungen beschließen, sich privat weiter zu treffen. Sie kommen sich näher, und fassen an einem Nachmittag einen spontanen Entschluss. Emil wünscht sich nichts mehr, als noch einmal eine Reise zu machen. Über Paris nach Schottland. Spontan stellt Ansels Bruder den beiden seinen Van zur Verfügung. Ansel und Emil packen ihre Sachen und starten zu einer letzten gemeinsamen Reise. Meinung: Der Klappentext des Buches verriet bereits, dass diese Geschichte keine leichte sein würde. Emil ist an unheilbarem Hirnkrebs erkrankt. Der Roadtrip wird die letzte Reise sein, auf die er sich begeben wird. Das war mir beim Griff zum Buch bewusst. Ich erhoffte mir aber neben der Krankheitsgeschichte auch ein wenig angenehme Kurzweil einer Reise sowie einen Einblick in die Tiefen einer besonderen Freundschaft. Leser, die mit der gleichen Erwartung an dieses Buch herangehen, muss ich vorwarnen. Dieses Buch legt seinen Fokus stark auf Emils Krankheitsverlauf. Die Autorin beschönigt nichts. Sie berichtet davon, wie Emil immer mehr abbaut, wie der Roadtrip sogar zu scheitern droht, weil der aggressive Krebs schnell voranschreitet. Nichtsdestotrotz gibt es hier aber auch positive Momente. Denn Sarah Sprinz zeigt, dass auch eine Odyssee, die von den meisten sicher nicht angetreten worden wäre, für Emil und Ansel eben doch genau das Richtige war. Die Geschichte beginnt damit, dass sich Emil und Ansel im Krankenhaus auf der Intensivstation kennenlernen. Ansel ist jemand, der sein Handeln hinterfragt. Eigentlich eine sehr lobenswerte Eigenschaft, die jedoch auch mit Unsicherheit einhergeht. Auch ist er mit seiner derzeitigen Lebenssituation nicht unbedingt zufrieden. Er hätte gerne ein Medizinstudium absolviert, was jedoch nicht geklappt hat. Er wünscht sich mehr Nähe zu seinem Bruder, der ihm aber mit seiner freizügigen und lockeren Art viel zu fremd erscheint. Sein bester Freund steht nur in vertrauter Umgebung zu ihm. In der Öffentlichkeit schließt er sich den Lästereien über Ansel an, der angesichts seiner Homosexualität gerne zur Zielscheibe von Gleichaltrigen wird. Ansel gelingt es nicht, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Das ändert sich, als er Emil kennenlernt. Denn Emil ist so ganz anders als Ansel. Trotz seiner aktuellen Lebenssituation (oder vielleicht auch gerade deswegen) beginnt er jeden Tag mit guter Laune. Er begegnet seinen Mitmenschen mit einer unglaublichen Geduld und Freundlichkeit. Als Emil und Ansel aufeinandertreffen, prallen zwei Welten aufeinander, die sich jedoch vom ersten Moment an perfekt verstehen. Emil gelingt es, Ansel zu erreichen. Er hilft ihm dabei, die schönen Momente des Lebens zu erkennen und aus seiner Komfortzone auszubrechen. So stiftet er ihn z.B. zu einer Nachtwanderung im Krankenhaus an. Etwas, was vielleicht nicht verboten ist, aber Emil schon einiges an Mut abverlangt. Schließlich könnten Dritte die beiden erwischen und zur Rechenschaft ziehen. Ansel hingegen weiß genau, wie man sich einem Patienten gegenüber in Krisensituationen zu verhalten hat. Er weiß welche Handgriffe erforderlich sind, wenn Emil zu krampfen beginnt, er weiß, wie er mit seinem Gegenüber sprechen muss, um Panikattacken in den Griff zu bekommen. Die beiden sind komplementär angelegt und ergänzen sich perfekt. Erst ab der Mitte des Buches beginnt der Roadtrip, den der Klappentext bereits ankündigt. Die Jungs beginnen die Reise ihres Lebens, die mit einigen schönen Momenten, aber auch einem riesigen Haufen Problemen behaftet ist. Immer wieder fordert Emils Körper Ruhe ein, er wird von Zusammenbrüchen, Schmerzen und Ängsten heimgesucht. Ansel gerät hier nicht selten an seine Grenzen. Und doch machen beide Jungen immer weiter. Über allem liegt immer dieses düstere Gefühl, dieser dunkle Schatten des wachsenden Krebsgeschwüres, worin ein Stück weit natürlich auch die Moral der Geschichte liegt. Nämlich die, dass Zeit relativ ist. Vielleicht sind es manchmal nur ein paar Minuten, ein paar Stunden oder wenige Tage, die dir mit einem wichtigen Menschen vergönnt sind oder die dir besondere Erfahrungen und wichtige Momente bringen. Diese bleiben dir allerdings für die Ewigkeit. Fazit: Mit „In unserem Universum sind wir unendlich“ schreibt Sarah Sprinz eine sehr intensive Geschichte über zwei Menschen, denen nur noch wenige gemeinsame Tage miteinander verbleiben. Die Geschichte ist keine Variation des Feel-Good-Spiritualismus; oft vielmehr wie ein Schlag in die emotionale Magengrube. Auf beeindruckend unaufdringliche Weise wirbt das Buch allerdings für Achtsamkeit. Sarah Sprinz zeigt, dass sich aus unser aller Endlichkeit ableitet, dass jeder Moment des Existierens als wertvoll zu erachten ist. Das Buch ist traurig. Die Geschichte tut stellenweise weh. Doch zugleich hilft sie auch dabei einen Weg zu finden, wie man mit Verlust umgehen kann.