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naraya

Posted on 8.8.2022

Ein Blick in die Welt beweist, dass in den letzten Jahren antifeministische Entwicklungen stark zugenommen haben: egal ob Abtreibungsgesetze in den USA oder Polen, der Ausstieg der Türkei aus der Istanbul-Konvention oder Gebärprämien unter dem Taliban-Regime – es sind erschreckende Zustände, die an Margaret Atwoods „Report der Magd“ erinnern. Auch in Deutschland gibt es Ansätze, Kinderlose zu „bestrafen“, indem man sie Sonderabgaben zahlen lassen oder ihnen die Rente kürzen will. Dabei zahlt ein kinderloses Paar mit gleichem Einkommen doppelt so viel ein, wie eine vierköpfige Familie. Vor diesem Hintergrund veröffentlicht Nadine Pungs ihr Buch „Nichtmuttersein“- einen Mix aus persönlichen Einblicken in ihr Leben und Sachinformationen zu Themen wie Verhütung, Abtreibung oder Sterilisation. In der Hauptsache geht es jedoch darum, aufzuzeigen, wie die Gesellschaft mit Frauen ohne Kinderwunsch umgeht. Dabei liefert Pungs auch wissenschaftliche Erkenntnisse, zum Beispiel, dass die „biologische Uhr“, die angeblich bei Frauen ab 30 tickt, nur ein Mythos ist, da sich der Hormonspiegel nur beim Eintritt in die Pubertät, einer Schwangerschaft oder in der Menopause ändert. Auch der viel zitierte angeborene „Mutterinstinkt“ existiert nicht. Eigentlich können Frauen es nur falsch machen. Keine Kinder? Egoistin. Kinder und Karriere? Rabenmutter. Kinder und keine Karriere? Helikoptermutter. Wo sind eigentlich die Männer in dieser Gleichung? Denn es sind Frauen, die in Teilzeit gehen, sobald Kinder da sind (nur 6% der Väter arbeiten in Teilzeit) und sie stellen 83% der Alleinerziehenden. Kinderlose Frauen müssen sich rechtfertigen, dabei sind Überbevölkerung und Klimawandel real. Bei Frauen in der Politik, wie Angela Merkel oder Claudia Roth, wird ihre Kinderlosigkeit stets thematisiert. Niemand fragt hingegen Friedrich Merz, wer sich gerade um die Kinder kümmert. Dabei wünscht sich Nadine Pungs für alle Frauen nur eines: die Wahl zu haben. Immer wieder lässt sie uns an Stationen auf ihrem eigenen Weg zur Entscheidung für die Kinderlosigkeit (schöner ist hier das englische „childfree“) teilhaben: der Entfremdung von ihrer besten Freundin, als diese Mutter wird, einer Abtreibung oder ihrer Sterilisation. Am meisten hat mich jedoch die Antwort ihrer eigenen Mutter auf die Frage berührt, ob sie traurig sei, weil ihre Tochter keine Kinder wolle. „Ich habe dich, und das reicht mir.“ Was für ein wichtiges Buch!

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