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biancaneve66

Posted on 4.8.2022

So unvorhersehbar wie das Leben Auf der Fahrt nach Paris treffen in einem Zug zufällig eine Frau und ein Mann aufeinander. Sie denkt an ihren Freund, den sie schon lange verlassen will und er ist ohne Fahrkarte und Aufenthaltsgenehmigung unterwegs. Beim Aussteigen am Bahnhof trägt er ihren Koffer und sie versteckt ihn vor der Polizei. Beim Warten am Bahnsteig spüren die beiden Fremden, die aus verschiedenen Welten stammen, dass sie sich dennoch zueinander hingezogen fühlen. Das Cover zeigt ein alltägliches Bild: zwei Menschen, die am Bahnsteig warten. Der Schreibstil ist sehr dynamisch und oft in kurzen Sätzen verfasst. Die Autorin beweist eine gute Beobachtungsgabe und ihr gelingt daher eine detaillierte Beschreibung der Situationen. Hervorzuheben sind auch die eingestreuten Lebenswahrheiten, die in einer schönen, direkt poetischen Sprache verfasst sind. Gerne hält man bei diesen aussagekräftigen Zitaten inne oder notiert sie sich gar. Die Geschichte wird abwechselnd jeweils aus der Sicht der Frau und des Mannes erzählt; im Lauf der Handlung erfolgt der Wechsel dieser Sichtweisen allerdings immer schneller und verschwimmt ineinander. Genauso, wie auch das Leben der beiden sich zu verflechten scheint. Indem die Protagonistin dem zufällig Getroffenen hilft, verwirft die bisher rational handelnde Frau ihre bisherigen Ansichten und überdenkt ihr bisheriges Leben. Und dabei bestehen die Unterschiede zwischen den beiden nicht nur in ihrer bisherigen Lebensgeschichte. So unvorhersehbar wie das Leben, so unvorhersehbar wie der Zufall, ist auch das Ende dieser unwahrscheinlichen Geschichte, die sich doch auch wirklich zutragen könnte.

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