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feliz

Posted on 3.8.2022

Das Cover gefällt mir theoretisch recht gut, weil es ziemlich gut zum Inhalt des Buches passt und die Darstellung des schwarzen Covers in Verbindung mit den bunten Elementen sehr an die Verzierungen zu den Feierlichkeiten zum dia de muertos erinnert. Allerdings muss ich auch gestehen, wie sehr ich das Originalcover liebe und mir dieses vermutlich sogar noch lieber gewesen wäre. Die Story klang auf den ersten Blick definitiv vielversprechend und ich war extrem gespannt darauf: Yadriel will unbedingt ein Brujo werden genau wie sein Vater und sein älterer Bruder. Brujos helfen Geistern aus einer Zwischenwelt ins Jenseits übertreten zu können, doch weil Yadriel trans ist, durfte er das Ritual, das ihn zu einem vollwertigen Mitglied der Gemeinschaft gemacht hätte, nie durchlaufen. Als dann sein Cousin vermisst wird, versucht er sich er sich auf eigene Faust vor Santa Muerte zu beweisen und beschwört aus Versehen nicht den verschwundenen Miguel, sondern ausgerechnet Julian Diaz, der an seiner Schule den Ruf eines Bad Boys hat. Als Yadriel ihn ins Jenseits entlassen will, weigert sich Julian und Yadriel muss den Geist erst einmal vor seiner Familie verstecken. Während er verzweifelt versucht, zu beweisen, dass er ein echter brujo ist, wächst der unberechenbare Julian ihm immer mehr ans Herz und er stellt fest, wie schwierig es ist, Gefühle für jemanden zu haben, dessen Leben eigentlich zu Ende ist. Ich konnte mir zu Beginn nicht so richtig vorstellen, worum es in diesem Buch gehen sollte und hatte deswegen wenige Erwartungen, auch wenn ich natürlich wirklich gehofft habe, dass es mich begeistern würde. Ich habe zu Beginn gebraucht, um wirklich in die Story zu finden. Das lag auch daran, dass ich erst einmal mit dem Schreibstil warm werden musste. Dieser war keinesfalls schlecht, aber ungewohnt und ich musste mich zunächst sowohl an die Art zu erzählen als auch an die Story als solche gewöhnen. Als ich dann aber drin war, hat mich das Buch so in seinen Bann gezogen, dass ich nicht mehr aufhören konnte, zu lesen. Das liegt vor allem an den wirklich tollen Charakteren. Ich habe Yadriel bereits zu Beginn des Buches in mein Herz geschlossen und habe ihm von Herzen gegönnt, dass er es schafft, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und dass seine Familie ihn so akzeptiert, wie er ist. Ich tat mir echt weh zu sehen, wie hart er dafür kämpft, als vollwertiger brujo anerkannt zu werden und dabei immer wieder zurückgestoßen wird. Dabei wird deutlich, dass offene Ablehnung genauso wehtun kann wie mangelnde Akzeptanz, die er in seiner Familie immer erlebt. Ich liebe, dass Yadriel dabei trotz all seines Schmerzes immer verständnisvoll und offen für seine Familie bleibt. Trotz der Angst vor Zurückweisung sieht er oft das Gute in den Menschen und versucht das Richtige zu tun. Julian ist ihm in dieser Hinsicht sehr ähnlich, auch wenn er seine Zuneigung zu Menschen ganz anders zum Ausdruck bringt, als Yadriel es tut. Julian ist temperamentvoll, stolz und oft wütend, aber all das kann konnte ich sehr gut nachvollziehen. Er hatte bisher nicht gerade ein leichtes Leben, er sich immer wieder gegen Vorurteile und Anfeindungen zur Wehr setzen. Ich mochte die Dynamik der beiden vielleicht gerade weil sie so gegensätzlich sind und sich dadurch ausgleichen. Während Julian Yadriel immer wieder ermutigt, er selbst und mutig zu sein, schafft Yadriel es, Julian zu beruhigen und über seinen Schatten zu springen. Diese Dynamik hat mich neben der Story wirklich gefesselt. Die Art der Geschichte war nicht unbedingt neu, aber das Zusammenspiel von queeren Charaktere und einer Fantasy-Geschichte macht sie definitiv zu etwas Besonderem und ich habe wirklich jede Seite gerne gelesen.

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