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Oberflächliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Als Klara während der Weltwirtschaftskrise ihre Arbeit verliert, ist es ein Glücksfall für sie, die Stelle als Haushaltslehrerin in einem Erholungsheim für kranke Kinder zu bekommen. Schon bald fühlt sie sich in Oranienbaum zu Hause, besonders die kleine Waise Tolla ist Klara ans Herz gewachsen. Da der Staat keine Zuschüsse für Tolla zahlt, trägt Klara die Kosten für deren Unterbringung aus eigener Tasche und gibt das jüdische Mädchen als ihre Tochter aus. Um das Heim zu erhalten, das Klara inzwischen leitet, sieht sie keinen Ausweg, als die neuen Nazi-Machthaber um Übernahme zu bitten, obwohl Tolla dadurch in große Gefahr gerät. Siebzig Jahre später spricht die inzwischen erblindete Klara ihre Lebensgeschichte auf Band und taucht damit tief in ihre Erinnerungen ein. "Die karierten Mädchen" von Alexa Hennig von Lange ist der erste Teil einer geplanten Trilogie, der mich nicht so ganz glücklich zurück gelassen hat. Die Protagonistin Klara habe ich als sehr widersprüchlich empfunden, einerseits wird sie von wacher Intelligenz getrieben und legt Wert darauf, ihre Schülerinnen zu selbstbewussten Frauen zu erziehen, die den Männern gleichberechtigt gegenüber treten können. Allgemeinbildung und Belesenheit sind ihr sehr wichtig, andererseits will sie von Politik nichts wissen und steckt regelrecht den Kopf in den Sand, wenn Freunde zu ihr über die Gefährlichkeit der nationalsozialistischen Verwaltung sprechen. Damit befindet sie sich zwar in guter Gesellschaft, schließlich gab es jede Menge Menschen, die angeblich nichts von den sich verschlimmernden Zuständen bemerkt haben wollten - als literarische Figur war sie für mich allerdings völlig uninteressant. Der Schreibstil gehört meiner Meinung nach zu den wirklich positiven Aspekten der Geschichte, ich mochte das Buch zwischenzeitlich kaum aus der Hand legen. Die Autorin schrieb in ihrem Nachwort, dass sie von Kassettenaufnahmen ihrer Großmutter zu dem Roman inspiriert wurde, betont aber, dass diese nicht mit Klara übereinstimmt. Somit ist diese Geschichte für mich nicht Fisch und nicht Fleisch, zu fiktiv für eine familiäre Chronik und zu oberflächlich für einen bewegenden Roman. Außerdem muss ich zugeben, dass ich mir am Schluss ein frustriertes Aufstöhnen nicht verkneifen konnte, in meinen Augen bietet die Vorlage nicht genügend Stoff für zwei Fortsetzungen - ich denke, mit einigen Seiten zusätzlich hätte die Handlung zu einem zufrieden stellenden Ende geführt werden können und das Buch hätte mich als Einzelband eher überzeugt. Fazit: Trotz des durchaus fesselnden Schreibstils bin ich mit der Geschichte nicht wirklich warm geworden, dass dieser Roman den Anfang einer Trilogie bildet, empfinde ich als übermäßiges Langziehen des Handlungsmittelpunktes.