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renee

Posted on 30.7.2022

Misogynie Eine wirklich interessante Autorin! Eine vergessene Autorin! Von Toni Morrison wurde dieser Roman bereits 1975 entdeckt und und in den USA veröffentlicht. Und ich finde es vom Kanon-Verlag großartig, dass dieser Ausnahmeautorin wieder Aufmerksamkeit geschenkt wird. Denn diese Schreibe hat etwas, eine großartige Kunst ist in ihr enthalten. Dazu muss ich anmerken dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, und dies schreibe ich nicht nur wegen dem Thema, sondern auch wegen der Gestaltung. Diese Verbindung von Literatur und Blues ist eine interessante Idee, wurde außergewöhnlich, individuell und bildhaft umgesetzt, ist aber dennoch nicht einfach zu lesen. Zeigt aber ausdrucksstark die immense Bedeutung des Blues für die Menschen. Thematisch ist "Corregidora" natürlich eine harte Kost, setzt es sich doch mit der Sklaverei auseinander, aber nicht nur, und besonders dieser erweiterte Blick ist in meinen Augen herausragend, denn auch die Gewalt gegenüber den Frauen wird thematisiert, eine gewisse Misogynie ist in diesem Buch enthalten. Und dazu muss man anmerken, dass die Autorin Gayl Jones 1949 geboren wurde und "Corregidora" 1975 in den USA veröffentlicht wurde, dass es diesen Mut weiblicher Autoren, die Missstände und die Ungleichheit der Geschlechter anzuklagen, schon früher gab, dies keine Erfindung der jetzigen Zeit ist. Ich habe mich bei der Lektüre immer wieder an "Oreo" von Fran Ross erinnert gefühlt, nicht weil mich der Stil von Gayl Jones an Fran Ross erinnert hat, sondern weil mich die Intensität in der Schreibe und eine latent anwesende Wut über die Misogynie erinnert hat, welche von beiden Autorinnen angeprangert wird, allerdings vollkommen unterschiedlich im Stil der Schreibe. Künstlerisch sind aber "Oreo" und "Corregidora" einzigartig und machtvoll-gewaltig. Interessant und erwähnenswert ist auch die Thematik, hier blicken die Frauen der Familie nicht etwa auf die Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten, wie eigentlich in den meisten Büchern, die sich mit dieser Thematik befassen, sondern auf die Sklaverei in Brasilien. Ein lehrreicher Aspekt und auch ein interessanter Aspekt. Gleichzeitig wird auch der Sklavenaufstand in Palmares erwähnt, ein mich sehr interessierendes Kapitel der Geschichte, wo ich einfach sehr hoffe, dass der Kanon-Verlag auch "Palmares" von Gayl Jones herausbringen wird. Dann zeigt dieses Buch sehr genau die Weitergabe von Erinnerungen, Ängsten und Traumata innerhalb der weiblichen Mitglieder in dieser afroamerikanischen Familie. Vergangenheit ist also nicht immer Vergangenheit, sondern durch die Geschichten der eigenen Ahnen in uns weiter lebendig. Auch darüber sollte einmal nachgedacht werden, dieses Buch verhilft zu diesem Sinnieren.

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