mabuerele
„...Es war der Duft, dr sie geweckt hatte. Keine heulenden Sirene. Keine Hände, die nach ihr griffen. Kein hastiges Zerren die Treppen hinab...“ Wir schreiben das Jahr 1941, als Anna vom Duft des Graubrots geweckt wird. Onkel Mathias ist schon in der Backstube zugange. Anna sehnt sich nach Ruth. Ihre jüdische Freundin hat mit der Familie über ihnen gewohnt. Jetzt sind sie verschwunden. Die Autorin hat ein bewegendes Buch geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Und die sind bitter. Nach dem Verschwinden von Ruths Familie verliert Matthias seinen Status der Unabkömmlichkeit. Er wird eingezogen, weil er es nicht gemeldet hat. Für Marie und Anna beginnen harte Zeiten. Nur Joseph, der polnische Ostarbeiter, ist ihnen eine Hilfe. Dann wechselt das Geschehen ins Jahr 1946. Die Bäckerei fiel zum Teil den Bomben zum Opfer. Es gibt nichts, um das Geschäft weiter zu betreiben. Jetzt geht es ums nackte Überleben. Eines Tages ist auch Joseph verschwunden, dessen Organisationstalent die Not gelindert hat. Allerdings sind alle seine Sachen noch da. Das gibt Anna Rätsel auf, die sich zu den jungen Mann hingezogen fühlt. Sehr deutlich wird, wie gespalten die Gesellschaft in Köln ist. Da sind diejenigen, die noch ihr Zuhause und eine Arbeit haben. Marie und Anna haben zwar noch ein Dach über den Kopf, aber nichts funktioniert mehr. Matthias ist in Russland verschollen. Am schlimmsten aber geht es denen, die in Notunterkünften hausen. Anna kommt mit dem Schwarzmarkt in Berührung. Sie schließt sich einer Kinderbande an, während Marie für einige schlechte Brote in einer Bäckerei arbeitet. Neid und Hass sind allgegenwärtig. Korruption gehört zum täglichen Leben. Recht und Gesetz spielen keine Rolle mehr. Der Stärkere nimmt das Recht in die eigenen Hände. Betrügereien, Plünderungen, Diebstähle sind an der Tagesordnung. Und doch gibt es auch Zeichen von Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit. Hilde, die Älteste in der Kinderbande, hat zwei kleine Kinder bei sich im Bunker aufgenommen, die sie völlig entkräftet auf der Straße gefunden hat. „...Sie konnten ihren Namen sagen und sonst nichts, so durcheinander waren sie...“ Die Menschen sterben an Tuberkulose. Wer kein Geld hat, kommt nicht an Penicillin, das einzige Mittel, das hilft. Marie wird von einem britischen Soldaten hofiert, doch sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Matthias zurück kehren wird. Noch leben Marie und Anna den Traum, die Bäckerei wieder aufzubauen. Werden sie einen Weg finden?. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.