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gachmuret

Posted on 29.7.2022

Telévras ist ein Bergdorf auf Sardinien und weit weg vom Rest der Welt. Durch die knapp bemessene Infrastruktur sogar überraschend weit weg vom Meer - selbst die letzte Buslinie steht auf der Kippe, damit wäre man dort endgültig unter sich. Die Ankunft des suspendierten Inspektors Marzio Boccinu, dem mit einer Mischung aus Neugier, Skepsis und Gastfreundschaft begegnet wird, bringt eine Kette von Ereignissen in Gang, die das scheinbar so wohlgeordnete Dorfleben gehörig durcheinanderwirbeln. Gesuino Némus schildert die eigenwilligen und stolzen Dorfbewohner als Menschen, die in einer abgehängten Gegend der Welt nach Wegen suchen, mit den auch auf sie wirkenden Änderungen der Lebensumstände umzugehen. Dabei werden die Hoffnungen je nach Charakter und Eigeninteressen auf Dorffeste, neue und alte Mythen, Fernsehshows, Tourismusvereine oder Gefängnisneubauten gesetzt. Und wie so oft, so verbergen sich auch hier unter der scheinbar harmlosen Oberfläche von Mord bis Korruption allerlei Abgründe. Mitgerissen hat mich in diesem Roman aber weniger die Krimihandlung als vielmehr Némus' beeindruckende literarische Erzählkraft - er zeichnet vielschichtige Figuren und stellt sie und ihren Ort so plastisch dar, ich meinte regelrecht in diesem Dorf zu wohnen. Was mich im Verlagstext eher abgestoßen hat, nämlich die Beschreibung »die Bewohner des Dorfes, mit ihren schrulligen Gewohnheiten und verqueren Ansichten«, zeigt sich tatsächlich vielmehr als empathische und lebensnahe Charakterzeichnung und hat mich sehr für dieses Buch eingenommen.

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