ginnykatze
„Hatten diese Hyänen jetzt beschlossen, im Rudel auf ihn loszugehen?“ Für das junge Dienstmädchen Sophie Ahlbeck bricht eine Welt zusammen, als Frau von Seydlitz sie fristlos und ohne Zeugnis aus ihrem Haushalt wirft. Das Mädchen hat nichts getan, aber das sieht die Hausherrin ganz anders, denn sie will ihren Sohn vor einer Dummheit bewahren. Ohne Anstellung kann sie nicht überleben und dann trifft sie ihre Kindheitsfreundin zufällig auf der Straße. Bertha nimmt sie mit ins Freudenhaus an der Königsmauer und Sophie muss wohl oder übel ihren Körper verkaufen. Im Jahre 1858 ist es aber an der Tagesordnung, sich mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren und so landen die Freundinnen in der Charité und werden unwissentlich Teil eines grausamen Experiments. Philipp von Seydlitz gibt nicht auf Sophie zu finden. Erst einige Jahre später trifft er sie als Patientin in der Charité wieder, wo er zum Arzt ausgebildet wird. Sophie kümmert sich dort aufopferungsvoll um ihre erkrankten Freundinnen und das bemerkt auch die Oberschwester. Nach Rücksprache mit Dr. von Bärensprung, bietet sie ihr an, eine Ausbildung zur Pflegerin zu machen. Fazit: Die Autorinnen Ulrike Schweikert und Petra Grill schreiben hier die Fortsetzung über die Charité. In „Die Charité Neue Wege“ nehmen sie mich mit nach Berlin ins Jahr 1858 und das gelingt ihnen sofort. Mein Kopfkino schaltet sich an und ich habe sofort Bilder vor meinen Augen. Der Schreibstil ist, wie gewohnt, flüssig und leicht zu lesen. Den Charakteren hauchen die Autorinnen viel Leben ein. Sehr gefühlvoll und mitfühlend werden die jungen Mädchen beschrieben und ich hatte sie gleich in mein Herz geschlossen. Die Geschichte der Charité fesselt mich sofort wieder. Unglaublich was ich hier lesen muss. Vor allem die ausführliche Beschreibung der Versuche von Dr. von Bärensprung fand ich grausam. Die gute Recherche dieses historischen Romans ist hervorzuheben. Wir erfahren so viel über die Versorgung der Kranken und dürfen auch an Erfolgen teilhalben. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, was das Buch ein wenig auflockert, denn es ist schon harter Stoff, den ich hier lese. Die vielen aussichtlosen Kämpfe der Ärzte und Schwestern gegen den nahenden Tod, das Leiden der Verletzten und Kranken, ihre Angst und Schmerzen sind sehr gut herausgearbeitet. Ich persönlich fand es wirklich interessant über die Arbeit der Ärzte an der Charité und der Weiterentwicklung der Forschung zu lesen. Auch der Zwist zwischen den Ärzten wurde hier sehr gut vermittelt. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und daher vergebe hier 5 verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung. Aber lest selbst, denn dies hier ist ganz allein meine Meinung.