Susanne Matiaschek
Auf „Als das Böse kam“ von Ivar Leon Menger war ich unglaublich gespannt. Das Cover hat mich tatsächlich als erstes angesprochen, den Klappentext hab ich mir erst kurz vor dem Lesen angesehen. Dieser ist tatsächlich sehr unaufregend ,weshalb ich einfach überhaupt keine Vorstellungen von der ganzen Story hatte. Umso begeisterter war ich letztendlich von der Storyline. Übrigens merkt man die 320 Seiten überhaupt nicht, ich hab es in einem Zug verschlungen. Der Schreibstil des Autors ist überaus einnehmend und fesselnd. Die Atmosphäre sehr düster und beklemmend. Man muss sich hier vor Augen führen, dass dies Junos Geschichte ist. Daher erfahren wir auch ausschließlich ihre Perspektive. Die Kapitel sind relativ kurz gehalten, was mir richtig gut gefallen hat. Ich empfand Junos Persönlichkeit unglaublich interessant. Denn der Autor hat hier wahnsinnig viel Einfühlungsvermögen bewiesen und sich in ihre Situation hineingefühlt. Ihre Ängste und Stärken wirklich herausragend hervorgehoben. Mir kam Juno oft als sehr weltfremd und teils naiv vor ,aber auf der anderen Seite war sie auch sehr widerstandsfähig und mutig. Boy kam mir manches Mal sogar erwachsener vor, obwohl er jünger als sie ist. Die Eltern wirkten auf mich sehr unnahbar und wenig greifbar, aber dennoch hatte man das Gefühl, ein glasklares Bild vor Augen zu haben. Die Story spielt sich auf wenigen Seiten ab und das in einem halsbrecherischen Tempo. Was man weiß, dass hier etwas gewaltig nicht stimmt. Aber als die Wende kam, musste ich dennoch kräftig schlucken. Weil dem Ganzen eine so heftige, schmerzhafte und ernste Thematik zugrunde liegt. Die definitiv nicht kalt lässt. Weil daran so unglaublich viel gekoppelt ist. Weil damit so viel Schmerz und Verzweiflung verbunden ist. Weil man von etwas beraubt wird, wovon man nicht mal wusste, dass man es so dringend braucht. Unschuld, Wärme und Entfaltung. Es ist jetzt nicht extrem tiefgründig. Aber sehr tiefgreifend. Man erfährt sehr viel über das Davor und das aus sämtlichen Richtungen. Es ist tragend und traumatisch und wie kann da nicht etwas, in einem zerbrechen? Juno kämpft mit einer Verzweiflung, die schon fast übermenschlich erscheint und so intensiv dargeboten wird. Dabei geht der Autor auch auf die psychologischen und zwischenmenschlichen Aspekte ein und das macht er verdammt gut. Hier geht es um Sehnsucht, Verzweiflung, Besessenheit, Träume und manchmal ist das einfach nicht genug. Wie sehr darf man um seine Träume kämpfen und wann ist der schmale Grad erreicht, an dem man umkehren sollte? Geht es hier wirklich um Liebe, oder resultiert hier alles auf Egoismus und den eigenen Bedürfnissen? Wo ist da Platz für Menschlichkeit? Mir persönlich hat dieser Thriller unglaublich gut gefallen. Ich hätte mir aber gerade bei den Eltern noch mehr Tiefe gewünscht. Einfach um sie ein Stück weit besser verstehen zu können. Das blieb leider etwas außen vor. Fazit: "Als das Böse kam “ von Ivar Leon Menger, ist ein sehr rasanter und psychologisch gut durchdachter Thriller, der mir wirklich durch Mark und Bein ging. Zwar ein Stück weit vorhersehbar, aber umso interessanter und tiefgreifender ist die gesamte Entwicklung. Trotz klitzekleiner Schwächen konnte es mich absolut begeistern ,zudem dem Ganzen eine sehr heftige Thematik zugrunde liegt. Definitiv eine Leseempfehlung.