joberlin
Der Untertitel sagt es: Fünf Jahrzehnte hat die Autorin als Sekretärin berühmter Männer gearbeitet. Nun hält sie Rückschau und erzählt – von der Arbeit in der ZEIT-Redaktion, in der sie in den 60er Jahren ihren späteren Ehemann Theo Sommer kennenlernte, vom SPIEGEL und Rudolf Augstein, von Carl Zuckmayer und F.J.Raddatz, von Loki und Helmuth Schmidt …. um nur einige ihrer Arbeitgeber zu nennen. Von Anfang an zieht mich Heide Sommer in Bann. Sympathisch, lebendig, alert – so wirkt sie auf mich, und als säße sie mir gegenüber und plaudert … nur mit mir … so empfinde ich ihren Schreibstil. Zugegeben, bei den Kindheitsgeschichten aus dem Elternhaus verplauscht sie sich ein bisschen, dass hätte sie kürzer fassen können, doch ich wollte ihr natürlich nicht ins Wort fallen. Aber dann beginnt sie von ihrem bewegten und so interessanten Berufsleben zu sprechen und das liest sich ganz wunderbar. Natürlich gibt es für solche Positionen keine passgenaue Ausbildung, Schreibmaschine, Steno, Englisch, das ist klar -- alles andere (wie z.B. Gastgeberin, Lebensberaterin, Wortfinderin, Formulierungskünstlerin und vieles mehr) eignete sie sich durch learning by doing an. „Das kann ich nicht“ dürfte wohl keiner ihrer Chefs je gehört haben. Überhaupt gefällt mir Heide Sommers Hands-On-Mentalität so, so gut! Neben Einblicken in ihre Berufstätigkeit und vielen Details zu den jeweiligen Chefs, vermittelt das Buch aber auch Lebensgefühl hauptsächlich der 60er, 70er Jahre. Mode, Kino, Liebe … eben alles was eine junge Frau neben Arbeit und Politik interessiert. Und das dürfte heute nicht so viel anders sein. Ich habe das Buch gerne und mit Freude gelesen und kann es uneingeschränkt empfehlen.