pmelittam
Fastnacht1830, Frankfurt am Main: Während eines Festes wird im neu gegründeten Senckenberg Museum ein Schädel gestohlen, Leihgabe Johann Wolfgang von Goethes, der natürlich sein Eigentum wieder zurückhaben möchte, und da die Polizei nicht unbedingt erfolgversprechend ermittelt, selbst mit Hilfe seines Adlatus Abaris und der Museums-Angestellten Millicent Wohl den Fall zu lösen versucht. Die Gebrüder Orgel scheinen den phantastischen Bereich verlassen, und sich in den historischen begeben zu haben, aber ganz so ist es doch nicht, denn zum historischen Setting und dem Protagonisten Goethe kommt noch ein guter Schuss Mystery. Das passt hervorragend zusammen, zumal sich erst nach und nach für Milli(cent) und die Leserschaft klar wird, dass nicht alles mit rechten Dingen zugehen kann. Da im Senckenberg Museum auch manche Kuriosität, wie etwa ein ausgestopfter Wolpertinger, zu finden ist, passt letztlich auch dieses Setting gut, na und der Geheimrat sowieso, wenn man sein wohl berühmtestes Werk betrachtet. Gut gefallen mir die Protagonisten, Goethe, bereits in hohem Alter und ein alter Grantler, Milli, die klug und aufgeschlossen ist, und sich zu helfen weiß, Abaris, der sehr geheimnisvoll ist, sowie Goethes Kutscher Heinrich, ein alter Soldat und immer noch wehrhaft. Sie alle gewinnt man schnell lieb, und ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung, denn ich will sie alle wiedertreffen. Neben diesen Hauptcharakteren gibt es einen sehr interessanten Zirkus, dessen Mitglieder nicht nur alle besonders sind, sondern auch wichtig für das Geschehen werden. Und natürlich die Antagonistenseite, die lange mysteriös bleibt. Und, wie es so ist, bei Romanen der Autoren, kann man auch jemanden treffen, den man vielleicht aus (einem) anderen Roman(en) bereits kennt Als langjähriger Fan der beiden Autoren hat mir schon immer ihr Erzählstil gut gefallen, der hier neue Höhen erreicht. Selten habe ich mich – bei so einem Stoff – so amüsiert, da wird nicht nur überlegt, ob man Hierarchie an Bäuchen festmachen kann, sondern es fließen auch viele, vor allem goethesche Zitate ein, und es gibt sehr unterhaltsame Dialoge. Ich habe oft schmunzeln müssen. Daneben kommt aber auch die Spannung nicht zu kurz. Insgesamt ist der Roman angenehm kurzweilig, ohne dadurch an Anspruch zu verlieren. „Die Schattensammlerin“ ist zunächst als Hörspiel erschienen, zu meinem Glück – ich lese lieber selbst – jetzt aber auch als Roman. T. S. Orgels Ausflug in die Historie hat eine ordentliche Beimischung von Mystery, ist sehr unterhaltsam und ebenso spannend, und besticht mit einem Figurenensemble, das man gerne noch öfter wiedertreffen möchte. Ich bin begeistert und empfehle den Roman unbedingt weiter.