R. S.
Spannend, aber oberflächlich Ein vergifteter russischer Dissident, eine investigative Journalistin auf der Flucht und ein unscheinbarer deutscher Banker. Die Spuren führen Gabriel Allon bald zu Isabel Brenner, die bei der RhineBank in Zürich arbeitet, der dreckigsten Bank der Welt. Neben Risikokalkulation und Geldwäsche spielt sie Cello wie ein Profi. Gabriel kann sie überzeugen, mit ihm zusammenzuarbeiten, um die Bank und die Russen zu Fall zu bringen. Ihr Hauptziel ist Arkadi Akimow, aber er selbst ist eigentlich nur eine kleine Figur, es ist jemand viel Größeres und viel Einflussreicheres, der hinter dem russischen Geld steckt. Was „Die Cellistin“ von Daniel Silva auszeichnet, ist das für einen Agenten-Thriller, die Handlung plausibel ist und der Buchinhalt eng mit der realen Welt verbunden ist (auch wenn ich gerne auf den COVID-Teil verzichtet hätte). Es könnte direkt aus den aktuellen Schlagzeilen stammen, da das Buch den Einfluss des schmutzigen Geldes, die russische Einmischung in globale Angelegenheiten und den fragilen Zustand der Demokratie aufzeigt. Insgesamt war für mich „Die Cellistin“ gut, aber nicht herausragend. Die Handlung war da, aber die Umsetzung konnte mich nicht vollständig überzeugen. Die Spannung war da und Silva ist ein guter Autor, das Buch ist gut recherchiert und hat ein gutes Tempo. Aber es waren mir zu viele Themen, das ganze wirkte mir persönlich zu oberflächlich. Es kommt Kunstrestaurierung und klassische Musik vor, dann sind da zwielichtige internationale Bankiers, Verweise auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust, mutige Journalisten, russische Oligarchen, Nowitschok-Vergiftung, Q-Anon und einiges mehr. In diesem Fall wäre definitiv weniger mehr gewesen. Zudem kommen viele neue und alte Charaktere vor, manche nur kurz und ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch blieb mir titelgebenden Cellistin als Charakter fremd, da hätte ich mir noch mehr Hintergrundgeschichte oder Erklärung für ihr Handeln gewünscht. Für Fans von David Silva bestimmt lesenswert.