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Wordworld

Posted on 19.7.2022

Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die Buchvorlage lesen muss. Mittlerweile bin ich schon bei Band 5 angelangt, welcher mich allerdings leider bisher am wenigsten überzeugen konnte. Von der einjährigen Brieffreundschaft zwischen Eloise und Phillip erfahren wir beinahe nichts (bis auf wenige kurze Ausschnitte in den ersten Kapiteln und weiteren Schnipseln aus Eloises Korrespondenzen über die Jahre, die den einzelnen Kapiteln des Buches vorangestellt sind) und steigen stattdessen gleich mit einem ersten Treffen in die Geschichte ein. Dadurch, dass die beiden Figuren schon wenige Tage nach ihrer ersten Begegnung heiraten, erhalten wir zudem nur einen sehr groben und oberflächlichen Eindruck ihrer Beziehung und ich habe sie bis zum Ende als Paar nicht wirklich gefühlt. Figuren: Eloise hat sich mit ihrer sehr dynamischen, meinungsstarken und ehrlichen Art sowohl in den Vorgängerbänden als auch in der Serie als eine meiner Lieblingsfiguren hervorgetan. In vielen Szenen handelt sie hier jedoch sehr sprunghaft, redet sich selbst ein, zu aufdringlich und direkt zu sein, zu viel zu reden und fällt mit unüberlegten Aktionen stark aus der Rolle oder dem Bild, das zuvor von ihr präsentiert wurde. Mit Phillip hatte ich ebenfalls einige Probleme. Er ist ein sehr inkonsistenter Charakter mit der emotionalen Tiefe und Reflektiertheit einer Pfütze, der allen Konflikten aus dem Weg geht und zwischenmenschliche Probleme stur auf sein Mann-Sein statt seiner persönlichen Unfähigkeit, zu kommunizieren, schiebt. Besonders in Kombination mit der sehr mitteilungsbedürftigen und meinungsstarken Eloise, die gerne jedes Problem ausdiskutiert, ergeben sich deshalb einige Probleme zwischen den beiden, die mich schier zur Weißglut gebracht haben. Was den beiden Figuren an offensichtlicher Passung in anderen Lebensbereichen fehlt, versucht die Autorin durch eine lebhafte Chemie und gut funktionierende Körperlichkeit wieder wettzumachen. Mir hat das aber nicht geholfen, die beiden als Paar wahrzunehmen und zu akzeptieren. Schreibstil: Der Schreibstil des fünften Bandes ist gewohnt locker, humorvoll und atmosphärisch, weicht hier jedoch in einigen Aspekten von der Herangehensweise der Vorgänger ab. Zunächst ist anzumerken, dass "To Sir Phillip, With Love" durch die Themen Depression, Selbstmord, Zukunftsängste und Aggressionskontrolle einige ernsthafte, melancholische Einschläge hat, die die Geschichte um einiges schwergängiger machen als die leichtfüßigen, humorvollen Vorgänger. Als zweites weicht das Setting hier vom kultivierten London ab und entführt auf einen entlegenen Landsitz im ruralen England des Regency. Damit bringt Julia Quinn ordentlich Abwechslung in den 5. Band ihrer Reihe, verpasst es aber leider, das Potenzial ihres neuen Settings ganz auszuschöpfen. Mir persönlich fehlte also definitiv das gemütliche Gegengewicht durch die luxuriöse, opulente Welt des Tons. Die Zitate: “Men. The day they learned to admit to a mistake was the day they became women.” “He shook his head in wonder. "You are magnificent." "I keep telling everyone that," she said with a nonchalant shrug, "But you seem to be the only one to believe me.” “I always loved that about you,” Violet said. “I always loved everything about you, of course, but for some reason I always found your impatience especially charming. It was never because you wanted more, it was because you wanted everything.” Das Urteil: "To Sir Phillip, With Love" konnte mich bisher leider am wenigsten überzeugen. Diesem fünften Band fehlt durch ernsthafte Themen und teilweise melancholische Einschläge der spritzige, lebensbejahende Charme der Vorgängerbände und zusätzlich habe ich die Verbindung zwischen den beiden Hauptfiguren nicht nachempfinden können. Schade.

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