Susanne Matiaschek
Chris Meyer wird ja gern als der deutsche Chris Carter gefeiert. Zeit darüber mir mein eigenes Urteil zu bilden. Ich finde es immer sehr grenzwertig, Autoren miteinander zu vergleichen. Das ist schlichtweg nicht möglich, weil jeder seine eigene Handschrift hat. Reicht Brutalität aus, um im Thriller Genre nach oben zu kommen? Und vor allem kann Chris Meyer überzeugen? Sein Schreibstil empfand ich als sehr fesselnd und bildgewaltig. Es handelt sich hierbei um den Start der Tom Bachmann Reihe. Tom ist ein sehr brillanter Ermittler, fürchtet aber auch seine eigenen Dämonen, von denen er nicht unbedingt wenig hat. Daneben erleben wir den Täter hautnah. Ich war erstaunt, fasziniert und zugleich auch sehr schockiert und sprachlos, wie er agiert hat. Präzise, sehr gut koordiniert und völlig empathielos mäht er sich durch sämtliche Leiber. Dabei hat mich seine Kunst und die komplette Sicht darauf, komplett fasziniert. Denn Kunst ist mehr als den Pinsel an die Leinwand zu schwingen. Was uns der Täter hier sehr klar vor Augen führt. Aber nicht nur das, Chris Meyer entführt ins einige Bereiche der Kunst und zelebriert das richtig. Ob Opfer, Täter oder Ermittler. Wie erfahren einige Perspektiven, wodurch man nicht nur in ihre Seele eintauchen, sondern ihre Persönlichkeit förmlich sezieren kann. Das hat mir unglaublich gut gefallen. Es hat vor allem gezeigt, dass niemand frei von Schuld ist. Bereits der Einstieg war sehr beklemmend und mein Hals hat sich wirklich zugeschnürt. Weil so viel kindliche Unschuld zum Opfer gebracht wurde. Nicht lange und der Täter schreitet zu Werke. Nicht lange und ich war wirklich begeistert. Weil Chris Meyer wirklich kein Blatt vor den Mund nimmt und sehr detailliert über die Taten berichtet. Mir hat das wahnsinnig gut gefallen, weil es so auch viel über den Täter aussagt und man seine Manie und seinen Wahnsinn wirklich enorm gut wahrnimmt. Allerdings ist es nicht immer was für sanfte Gemüter, da es ziemlich zur Sache geht. Was aber keineswegs heißt, dass es nur stumpfe Brutalität ist. Ganz im Gegenteil. Die Charaktere, als auch die Taten bekommen sehr viel Raum sich zu entfalten. Sie bekommen Emotionen, Tiefe. Man kann nicht daneben stehen und nichts fühlen. Man sieht sie als Menschen und macht einen Höllenritt mit. Die Ermittlungen bekommen genauso viel Aufmerksamkeit und das fand ich richtig gut. Genauso wie die Hintergründe, wodurch alles in einem völlig neuen Licht erscheint. Und diese haben mich wohl am stärksten schockiert und wirklich mitgenommen. Weil hier enorm viel Wahnsinn und Perfidität verankert ist. Doch über sein Leben entscheidet man immer noch selbst. Doch ist man stark genug dafür, die richtige Abzweigung nicht zu verpassen? Ein gewisses Klischee bezüglich Ermittler und Täter ist nicht zu leugnen. Hat mich jedoch nicht wirklich gestört. Dagegen kam ich auch recht schnell auf den wahren Täter. Auch wenn ich zugeben muss, dass mich der Autor kurzzeitig etwas verunsichert und auf eine falsche Fährte gelockt hat. Mir hat hier der tragende und emotionale Aspekt enorm gut gefallen. Denn besonders dem psychologischen Aspekt widmet sich der Autor sehr intensiv. Und die Tragik dahinter ist enorm bewegend. Bezüglich Tom liegt noch einiges im Argen, bin jedoch gespannt, was da noch alles ans Licht kommt. Ich bin richtig gespannt, wie es damit weitergeht. Fazit: Mit dem Auftakt der Tom Bachmann Reihe konnte mich Chris Meyer richtig begeistern. Wie ist es sonst zu erklären, dass ich es innerhalb weniger Stunden verschlungen hab. Sehr brutal, aber auch sehr tiefgreifend und nervenaufreibend. Eine komplexe Story, die nicht allein durch Brutalität besticht, sondern auch mit Kunst und den psychologischen Aspekten zu beeindrucken weiß. Etwas klischeehaft, aber ich bin gespannt, wie es weitergeht. Definitiv eine Leseempfehlung.