bluetenzeilen
"Das passierte also, wenn der intensivste Mensch auf dem Planeten vor sich hin wütete: Jedes Wort war ein Schlag ins Gesicht." Inhalt: Die 19-jährige Audrey will unbedingt Schauspielerin werden. Für ein Studium an der renommierten Juilliard School of Performing Arts war sie sogar bereit, ihr geliebtes Zuhause in Florida zu verlassen. Dabei hasst sie New York – schon deshalb, weil ihre Mutter hier lebt, die für ihre Karriere die Familie verlassen hat. Doch dann lernt Audrey den rätselhaften Bennett29 in dem anonymen Mailprogramm NewInYork kennen. Obwohl er anfangs fast abweisend ist, wird ihr Nachrichtenaustausch schnell intensiver. Und viel zu persönlich. Schon bald ist Audrey sich sicher, dass sie nicht die Einzige ist, die etwas verheimlicht … Meinung: Eine berührende, schmerzvolle Geschichte zwischen der Schauspielerei und dem echten Leben! Beginnen wir vielleicht mit dem Cover des Buches. In den Look habe ich mich sofort verliebt. Die Lineart mit den zwei Gesichtern und dem schönen, schlichten Hintergrund, welcher durch ein paar Farben ergänzt wird, erschafft ein traumhaft schönes Gesamtbild. Darüber hinaus ist auch die Innengestaltung der Kapitel sehr liebevoll dargestellt worden, sodass das Lesen fast schon zu einem eigenen Erlebnis wird. Und auch der gewohnte poetische, rührende und ergreifende Schreibstil der Autorin ist ein absolutes Highlight. Ich mag die Art, wie Gabriella Santos de Lima mit Worten spielt und eine neue, herzzerreißende Welt erschafft. Ihr Stil ist einfach total einzigartig und ihre Wortwahl ganz besonders, weil sie teilweise mit vielen Metaphern spielt. Zudem wird die Handlung sowohl von Audrey (Eternal Summer) als auch Jude (Bennett29) abwechselnd erzählt. Dadurch konnte ich als Leser direkt in beide Gedankenwelten abtauchen und ihre Lebenswelten verstehen. So wollte ich dieses Buch wirklich lieben. Ich fand New York als Setting großartig, zwei Schauspieler, eine Mailfreundschaft. Alles klang genau nach einem Roman, den ich innerhalb kürzester Zeit durchlesen würde. Doch irgendwie fand ich leider nicht so leicht in die Handlung, was einerseits an den Charakteren aber auch an der Handlung selbst lag. Betonen möchte ich dabei, dass die Themen, welche die Autorin anspricht absolut wichtig und gut rübergebracht wurden, sodass ich mit Audrey und Jude total mitgefühlt habe und mich auch in ihre Charaktere hineinversetzten konnte. So viele wesentliche und wichtige Aspekte werden betont, sodass man als Leser jedoch auch sehr an der Entwicklung der Protagonisten beteiligt ist und ihren Schmerz sowie Kummer spürt. Aber teilweise war ich beim Lesen absolut verwirrt. Ich wusste gar nicht mehr, wer eigentlich hinter der Brieffreundschaft steckte, weil es noch einen weiteren Typen, Levi, gab, der irgendwie in Frage kam. Dieser spielte auch eine wesentliche Rolle und dann doch wieder nicht. Erst gegen Ende der Handlung löste sich auch dieser Handlungsstrang ein wenig weiter auf und ich verstand, was es mit Levi auf sich hatte. Die ganze Zeit hatte ich jedoch Fragezeichen im Kopf und wusste einfach nicht so recht, was hier überhaupt geschieht. Denn die Handlungen der Charaktere wirkten teilweise sehr sprunghaft und auch nicht immer nachvollziehbar. Trotzdem fand ich die Schauspielerei großartig und auch die Songs, welche sich die beiden gegenseitig zugesendet haben. Ihre Nachrichten waren wirklich süß, weil sie sich einfach ihre ehrlichen Gefühle erzählen konnten. Vielleicht auch, weil ihre Anonymität ihnen genau das geboten hat. Audrey ist dabei ein bedrückender, schwieriger und teilweise gebrochener Charakter. Sie versucht nach einem Schicksalsschlag weiter zu machen, auch wenn das irgendwie nicht so ganz funktioniert. Ich konnte sie jedoch mehr als nur verstehen. Nicht nur ihre Krankheit, sondern auch der Verlust einer Person, mit der sie so viele Jahre geteilt hat, ist keinesfalls leicht zu verarbeiten. Und dann war da noch der Erfolg ihrer besten Freundin, der Audrey auch nicht ganz losgelassen hat. Und Jude ging es ähnlich, nur aus einem anderen Grund. Er war zwar irgendwie ein Draufgänger und doch so anders, als man ihn sich vorstellt. Er war gefühlvoll und doch nicht immer ganz ehrlich. War einnehmend und doch vorsichtig. Fragte nach, ohne direkt zu Handeln, was ich wirklich sehr besonders an einem männlichen Hauptprotagonisten fand. Das Setting in New York hat mich einfach total überzeugen können. Ich liebe diese Stadt sehr, auch wenn die Autorin mit ihrer Geschichte eine wichtige Message senden will und genau das erreicht hat. Insgesamt muss ich sagen, dass dieses Buch mich nicht ganz begeistern konnte, aber ich werde der Autorin auf jeden Fall noch eine Chance geben. Denn manchmal sind Geschichten einfach nicht für einen gemacht!