Kitty Catina
Wer hier einen Roman voller Fantasy erwartet, der sollte sich vom Klappentext nicht täuschen lassen, denn dieser verrät nur einen Bruchteil dessen, worum es hier wirklich geht. Und trotzdem, oder gerade deshalb, hat mir diese Geschichte so gut gefallen, eine Geschichte voller Liebe, Leid und das Vergessen. Schon der Schreibstil der Autorin hat mir wirklich gut gefallen. Sie weiß, Gefühle zu transportieren und bleibt dennoch recht sachlich und nüchtern. Dadurch lässt sich das Buch sehr flüssig und schnell lesen. Ebenso mochte sowohl die Stimme des Hörbuchsprechers sehr gern und wie er die Geschichte zum Leben erweckt hat. Was diese angeht, so brauchte ich ein bisschen, um in sie hinein zu finden, aber mit jeder weiteren Seite konnte ich das Buch immer weniger zur Seite legen und am Ende bin ich einfach nur noch so durch die Geschichte hindurch geflogen. Das liegt einerseits daran, dass ich nicht so richtig wusste, wohin sich diese wohl entwickeln würde, andererseits daran, dass sie einfach wahnsinnig spannend und packend geschrieben war. Dabei geht es eben nicht hauptsächlich um das Binden von Erinnerungen in Bücher, sondern im Großen und Ganzen um Emmett selbst und seine verlorene Geschichte, welche mich, obwohl hier Themen eine Rolle spielen, die mich eigentlich nicht interessieren, wirklich berührt hat. Dementsprechend wirkte aber der erste Teil des Buches, der Beginn der Lehre bei der Buchbinderin Seredith und die beginnende Freundschaft zwischen Emmett und ihr eher nur wie eine Einleitung in die wahre Geschichte dieses Buches, was viele wohl erst einmal verwirren könnte. Für mich hat das Buch aber erst ab da so richtig angefangen. Zwar brauchte ich diese Art Einleitung, um Emmetts Geschichte zu verstehen, andererseits wurde es erst ab einem Moment danach so richtig mitreißend und spannend. Und dann noch dieses wunderbare, Setting, welches sehr an die Zeit der Austen-Bücher erinnert, der Touch Fantasy und die Dramatik einer unerfüllten Liebe ohne jeglichen Kitsch, dafür aber mit viel Gefühl. Ich war angekommen und habe die Geschichte nur noch so in mich eingesaugt. Dazu kommen die toll und interessant geschriebenen Charaktere. Emmett wirkte zwar auf eine sympathische und lebendige Art ein bisschen steif, aber das gehört zu seiner Persönlichkeit. Er ist kein Protagonist, den ich sofort ins Herz geschlossen hätte, aber mit der Zeit immer mehr zu lieben lernte. Dagegen ist Seredith nur eine Randfigur, die zwar viel Einfluss auf Emmetts Entwicklung hat, aber viel zu früh keine Rolle mehr für die Geschichte spielt. Dafür ist da noch Lucian, der Abkömmling eines reichen Mannes, welcher sich Stück für Stück in Emmetts Familie einschleust und den ich erst nicht so richtig einschätzen konnte. Er wirkte arrogant und doch irgendwie auch herzlich und letztendlich habe ich auch ihn ins Herz schließen können. Ebenso mochte ich Emmetts kleine Schwester und seine Eltern, hatte aber gleichzeitig eine riesige Abscheu gegen Lucians Vater und andere zwielichtige Gestalten. Alles im allem muss ich sagen, dass dieses Buch keines ist, welches man einfach mal so nebenbei weg liest. Es ist ebenso kein schlichtes Fantasybuch, sondern ein tiefgründiger und emotionaler Roman über verbotene Gefühle und gestohlene Erinnerungen. Aber wenn man sich auf die Geschichte einlässt, dann kann man wahnsinnig viel daraus mitnehmen.