Profilbild von trinschen

trinschen

Posted on 17.7.2022

„Die Königin der Orchard Street“ ist ein Buch, das mich nach dem Lesen sehr zwiegespalten zurückgelassen hat. Als Leser*in verfolgt man die Lebensgeschichte von Malka, einem russisch-jüdischen Mädchen, das 1913 mit seiner Familie nach New York kommt. Durch einen Unfall landet sich bei der italienischen Familie Dinello und lernt dort das Herstellen von Eiscreme kennen - der Beginn einer großen Karriere. Ich lese immer mal wieder gerne fiktive Lebensgeschichten wie diese, in denen die Hauptfigur aus einfachsten Verhältnissen stammt und es durch Glück und/oder harte Arbeit nach oben schafft. Was mich an diesem Buch gestört hat, war der Charakter von Malka/Lillian und ihre egoistische oder sogar sehr narzisstische Art. Ja, die war wichtig, um den Weg einzuschlagen und so erfolgreich zu werden, aber je älter sie in dem Buch wurde, desto unsympathischer wurde sie mir. Vielleicht hat auch der Erzählstil dazu beigetragen, denn es gibt immer wieder kurze Episoden der Seniorin Lillian mit ihrem Enkel Jason, die voller Andeutungen auf Geschehnissen sind, die in der Handlung noch in ferner Zukunft liegen. Was mich in diesen Episoden und im letzten Teil des Besuches besonders genervt hat: die Ansprache der Leser*innen als „meine Schätzchen“ und das immer wieder auftauchende „verklagt mich doch“. Als Fazit gebe ich dem Buch nur drei Sterne. Die Lebensgeschichte war einerseits faszinierend und ich habe Malka/Lillian durchaus für ihren Mut und ihr Durchsetzungsvermögen bewundert, da sie als Frau in einer Zeit viel erreicht hat, die von den Männern dominiert war. Aber letztendlich hat sie mich im letzten Drittel des Buches mit ihrer Art nur noch genervt und ich habe das Buch nur deshalb zu Ende gelesen, weil ich wissen wollte, was der große Skandal war.

zurück nach oben