Profilbild von sursulapitschi

sursulapitschi

Posted on 16.7.2022

Leda ist noch keine 50 Jahre alt, da hat sie eigentlich alles erreicht. Sie hat zwei erwachsene Töchter, einen angesehenen Beruf, Karriere gemacht, einen Exmann in Kanada und ist noch immer attraktiv. Eigentlich könnte sie zufrieden sein und einen ausgedehnten Urlaub an der italienischen Küste genießen. Da ist sie allerdings allein und hat viel Zeit zum Nachdenken. Ihre Kindheit, ihre Ehe, ihre Rolle als Mutter, nichts davon verlief problemlos. Hier steht die Mutterrolle auf dem Prüfstand. Ist es wirklich ein Glück und die Erfüllung, Mutter zu sein? Ist man noch man selbst oder nur noch Mutter, wenn man ein Kind zur Welt gebracht hat? Wie kommt man damit zurecht, wenn durch das Kinderkriegen die berufliche Karriere auf der Strecke bleibt und der Mann seinen Weg gehen kann? Das sind alles Fragen, über die man durchaus nachdenken kann. Leider wird hier dieses eigentlich wichtige Thema durch eine labile, egozentrische Protagonistin im Grunde kaltgestellt. Leda ist schon ihr Leben lang unzufrieden. Ihr Elternhaus war für sie belastend, ihre Ehe eine Flucht, ihre Mutterschaft eine Aufgabe, der sie sich nicht so recht gewachsen sieht. All ihre Probleme werden gut nachvollziehbar dargestellt, man findet sich sehr oft wieder. Nur Ledas Reaktionen verwundern oft. Sie ist impulsiv und neigt zu folgenschweren Kurzschlusshandlungen, was dann kleine Probleme zu Katastrophen macht. Diese Frau macht es einem sehr schwer, sie zu verstehen. Wohlwollende Leser finden sie vielleicht originell, man kann sie aber auch komplett verrückt und rücksichtslos finden. Ich bin mit ihr nicht warm geworden. Fazit: Dieses Buch ist ein Frühwerk der Autorin und zeigt, dass sie schreiben kann. Die Atmosphäre ist dicht, man fühlt den Sand in seinen Schuhen und sieht das Gedränge am Strand deutlich vor sich. Die Beobachtungen sind detailliert und treffend. So weit ist es ein gutes Buch. Leider ist die Handlung Geschmackssache.

zurück nach oben