Profilbild von Fina

Fina

Posted on 12.7.2022

Gestaltung: Das Buch hat mich optisch direkt gecatcht. Nicht nur die hochwertige Aufmachung des Hardcovers, die gesamte Gestaltung, innen wie außen, ist ein echter Hingucker. Das Cover könnte auch an einen Abenteuerroman erinnern, passt aber ebenso gut zu den Traumwelten und den Erlebnissen der DreamWalker. Mir gefallen besonders gut die liebevollen Details, wie die Verzierungen in den Ecken der Buchdeckel, oder auch die Abbildungen am Kapitelende. Hier hat sich der Autor wirklich große Mühe gegeben, ein wunderbar schönes Buch herauszugeben, das alle Blicke auf sich zieht. Darum geht's: Dr. Jakob Lem ist einer der führenden Wissenschaftler im Bereich der Klartraumforschung und der Behandlung von Komapatienten im Berliner Schlaflabor der Charité. Doch das Projekt "DreamWalker" hebt die gesamte Forschung nochmal auf eine völlig neue Ebene: Therapeut*innen sollen in die Träume von Komapatient*innen eindringen können, um sie so zu behandeln. Plötzlich kommt alles anders als gedacht, als Lem selber ins Koma fällt und seine Tochter die einzige zu sein scheint, die ihn in der Rolle als DreamWalkerin retten kann... Idee/ Umsetzung: Ich bin von der Idee dieser Geschichte absolut angetan. Als Psychologin, die auch in der Forschung tätig ist, habe ich natürlich einen Draht zu innovativen Behandlungsmethoden und finde Träume als Ausgangsthema sehr spannend, auch wenn ich selber nicht mit Traumforschung oder Schlaflaboren zu tun habe. Ich lasse mich im Rahmen von fiktiven Geschichten sehr gerne auf spannende Gedankenexperimente ein, weshalb die DreamWalker genau meinen Geschmack treffen. Der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht. Der Autor behandelt hier ein komplexes Thema und ich musste erst mal hinter die Abläufe im Schlaflabor der Charité und die verschiedenen Funktionen der Kolleg*innen kommen. Das legte sich allerdings nach ca. 100 Seiten und ich kam mehr und mehr in der Geschichte an. Der Autor hat einen klaren, gut verständlichen Schreibstil, der eine gute Mischung aus nüchterner Erzählweise und schönen Sätzen zum Nachdenken bietet. Besonders bei der Beschreibung der Traumwelten wird es sehr bildhaft. So ist es dem Autor außerordentlich gut gelungen, hier eine neue authentische Welt zu erschaffen und besonders in der zweiten Hälfte des Buches eine besondere Atmosphäre zu vermitteln. Charaktere: Neben der sehr gelungenen Ausgangsidee der Reihe sind die Figuren das Herzstück des Buches. Ich muss gestehen, dass ich Probleme hatte, mich mit Dr. Jakob Lem zu identifizieren. Er ist ein komplexer Charakter mit mehreren Herzen in seiner Brust. Die Forschung ist ihm sehr wichtig, allerdings hat er seine Probleme damit, die benötigten Mittel dafür einzutreiben. Das fand ich sehr authentisch dargestellt, da es in der Wissenschaft tatsächlich meiner Erfahrung nach sehr viel um Vitamin B geht und ich Lems Zwiespältigkeit an dieser Stelle nachfühlen konnte. Einen besseren Zugang habe ich dafür zu seiner Tochter Isa gefunden, die an einer Autismus-Spektrum-Störung leidet und Lem sehr wichtig ist. Ich fand ihre Beziehung sehr interessant dargestellt, zumal die Dreierkonstellation mit der Mutter eher schwierig war, die mit der Störung ihrer Tochter eher überfordert schien. Als Lem selber ins Koma fällt und Isa zur DreamWalkerin wird, dreht sich die Beziehungsdynamik der beiden nochmal komplett um 180° und Isa übernimmt ganz viel Verantwortung für die Rettung ihres Vaters. Es war extrem spannend zu beobachten, was das mit der Vater-Tochter-Beziehung im Verlauf der Geschichte macht. Einige Nebenfiguren blieben etwas am Rand, was ich in Anbetracht der plastischen Ausarbeitung von Jakob Lem und Isa sehr gut fand. So konnten wir uns auf die wesentlichen Figuren mit all ihren Emotionen und Gedanken fokussieren, ohne dass es zu unübersichtlich wurde. Handlung: Die Beschreibung erzählt schon einiges über den Handlungsverlauf, hier möchte ich gar nicht mehr vorwegnehmen. Ich empfand die Spannung nach dem etwas plätschernden Einstieg zur Einführung der Figuren als permanent hoch und habe die ein oder andere Wendung der Geschichte nicht kommen sehen. Der Autor schafft es, genug Informationen zu liefern, ohne das Potenzial für weitere Bände aufzubrauchen. Deshalb bin ich auch sehr gespannt, wie der Autor die Geschichte nach diesem Ende des ersten Bandes weiterführen wird... Fazit: In "DreamWalker - Die Schatten" nimmt sich Autor Christoph Zachariae dem spannenden, mysteriösen Thema der menschlichen Träume an und entführt uns in eine völlig neue, fantasievolle Welt der menschlichen Psyche. Nach kleineren Einstiegsproblemen wurde ich mehr und mehr in die Geschichte gesogen und habe insbesondere mit Isa sehr mitgefiebert. Wenn ihr euch gerne auf neue Welten einlasst und Träume interessant findet, wird euch dieser Roman sicherlich gut unterhalten können.

zurück nach oben