FrauenLesen
Die Geschichte beginnt im streng katholischen Irland, die Kirche hat die Menschen fest im Griff. Die junge Sheila, mitten im Chemiestudium, wird ungewollt schwanger. Eine Abtreibung kommt für sie nicht infrage. Sie möchte das Kind unbedingt behalten. Doch erst, als eine Dame von einer Adoptionsagentur ihr behutsame Fragen stellt, wird ihr so richtig bewusst, dass das nicht klappen wird. Schweren Herzens gibt sie ihre Tochter Karen zur Adoption frei. Nur ihre beste Freundin Mary, ihr Bruder Seán und die Schwägerin Caroline und später der Vater wissen davon. Der Mutter muss das unbedingt geheim gehalten werden. Nach der Entbindung geht sie zurück ins Elternhaus und fällt in eine Depression. Als sie sich einigermaßen fängt, beschließt sie, ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich später auf die Suche nach ihrer Tochter zu machen. Nach dem Tod des Vaters, von dem sie vorab noch ein Startkapital bekommen hat, baut sich Sheila in den folgenden Jahren ein kleines Imperium auf, das wächst und gedeiht: Natural Woman. Es begann mit Kosmetik, die sie an die im Umkreis liegenden Apotheken verkaufte, wurde, nachdem es sie nach Dublin zog, mit einem Schönheitssalon erweitert und gipfelt bis zu einem Fitnesscenter mit Sauna. Sogar einen Schönheitssalon für Männer wurde eröffnet. Ihre Schwägerin Caroline ist von Beginn an dabei, sodass deren Haussegen bald schiefhängt. Seán passt es überhaupt nicht, dass seine Frau arbeiten geht. Sie hat sich gefälligst um ihn und die Kinder und den Haushalt zu kümmern. Es wurmt ihn mächtig, dass Caroline sich vom eigenen Geld ein Auto leisten kann, und auch seine größere Arztpraxis kann er nur mit ihrer Mithilfe finanzieren. Er ist wie ein verzogener Junge, alle Welt muss sich um ihn drehen. Fürs Erste gibt er tatsächlich erst Ruhe, als sich seine Mutter und eine Haushälterin um ihn kümmern. - Was für ein Mann. Nur bei Freundin Mary scheint alles gut zu laufen. Sie hat ihren Traummann gefunden, zwei Kinder, ein Traumhaus. Doch auch hier gibt es später noch Ärger im Paradies. Sheila hat großen Erfolg mit ihrer Firma, aber privat läuft es gar nicht gut. Sie hat zwar seit einigen Jahren einen Freund - John -, doch der möchte mehr, als Sheila ihm geben kann. Er möchte eine Familie mit ihr gründen, was für sie gar nicht infrage kommt. Zu mehr, als dass er mit in ihre Wohnung zieht, ist sie nicht bereit. Und auch das läuft schief, da er immer mehr drängt. Sheila besteht auf einer zeitweiligen Trennung, um ein bisschen Abstand zu gewinnen, doch John stellt sie vor die Wahl: Entweder alles oder er verlässt sie. Im Gegensatz zu anderen Geschichten im Irland dieser Zeit, ist diese nicht so düster geschrieben. Ja, die Frauen hatten es schwer, im Fall des Falles haben nur wenige Männer die Verantwortung für ihr Tun übernommen. Der Druck der Kirche und der Gesellschaft waren enorm. Und doch hat diese Geschichte einen positiveren Touch, ohne schmalzig oder zu romantisch zu sein. Obwohl ich mir denke, dass es auf ein Happy End hinausläuft - ich hoffe es zumindest. In einem zweiten Erzählstrang erfahren wir, wie es Karen ergeht, die sich später ihrerseits auf die Suche nach ihrer biologischen Mutter machen will. Ob sich Sheila und Karen je finden? Das lest selbst.