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stricki

Posted on 9.7.2022

Großfamilienimpressionen Frank Zimmermann begibt sich auf Spurensuche - als Mitglied des berüchtigten Zimmermann-Clans will er herausfinden, wer sein Großvater wirklich war. Der Bekanntheitsgrad seiner Familie ist der unglaublichen Zahl von 12 Kindern geschuldet, und der großen Armut der Familie. Der Alltag der Zimmermanns bestand aus Hunger, Gewalt und Chaos, aber auch aus Zusammenhalt, Nichtunterkriegenlassen, Fleiß und Improvisation. Frank fühlt sich seltsam betroffen, als seine Eltern das Elternhaus verkaufen und den Haushalt auflösen. Was weiß er über seine Familie, von der er sich lange Zeit distanziert hatte? Warum ist sein Vater so schweigsam? Warum sind seine eigenen Beziehungen so verkorkst, zu seinem Sohn, seiner Geliebten? Er startet eine Besuchsrunde in seiner weitläufigen Familie und trägt Fragmente der Historie dieser, seiner Arbeiterfamilie zusammen. Martin Simons schreibt hier sehr nahbar. Als wäre der Text autobiografisch. Die Distanz zu seinen Eltern ist deutlich spürbar, die verschiedenen Charaktere der Geschwister sind gut eingefangen, die unterschiedlichen Beziehungen, Feindschaften, Neid und Konkurrenz unter den Geschwistern. Die, die es geschafft haben, und jene, die unter die Räder gekommen sind. Faszinierend wie unterschiedlich ein jeder/ eine jede die Eltern wahrgenommen hat, aber verständlich, gab es doch Lieblingskinder, Sorgenkinder, und andere Rollen im Familiengefüge. Großvater Winfried war bestimmt eine beeindruckende Gestalt, so wie ihn die junge Frau im Krankenhaus auf seinem Sterbebett erlebt hat. Gleichzeitig war er aber auch der brutale Vater, der Frau und Kinder ungerecht behandelt hat, Soldat und Hilfsarbeiter. Genauso wie Vater Otto für Frank immer wieder schwierig, für seinen besten Freund allerdings ein absolutes Vorbild in seiner Kindheit gewesen ist. Am Ende hat Frank viel erfahren, sogar die Nähe seines Vaters gefunden. Aber nicht die eine Wahrheit. Die es so ja auch nicht gibt, jedes Familienmitglied hat seine eigene, trägt an seiner Geschichte, offen oder verdeckt, je nach Persönlichkeit und Trauma. Das Cover passt zum Inhalt, der Titel auch. Da ist jede Menge Beifang in jedem Leben. Ob man will oder nicht. Die Geschichte: eine sehr authentische, ehrliche, warmherzige Familiengeschichtsaufarbeitung.

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