stefan182
Inhalt: In Leichdorf treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Er lauert seinen Opfern auf und häutet sie, da er ihr Inneres sehen möchte. Sein grausiges Werk konnte er lange Zeit unbemerkt durchführen, doch in letzter Zeit ist er fahrig, nicht ganz bei der Sache, sodass die Polizei das erste Mal eine reelle Chance hat, ihn zu fassen. Unberührt davon räumen Roland und seine Lebensgefährtin Sandra gemeinsam mit ihrem besten Freund Dwiggi das Elternhaus von Dwiggi leer – nicht ahnend, dass der Mörder, der gar nicht so weit von Dwiggis Elternhaus entfernt wohnt, sie schon im Visier hat… Persönliche Meinung: „Leichdorf“ ist ein Horrorroman von Wolfgang Rauh. Erzählt wird der Roman in mehreren Erzählsträngen aus verschiedenen Perspektiven. So gesellen sich neben die Perspektive von Dwiggi und Roland auch diejenigen des Mörders und der Frau, die der Mörder gefangen hält. Zusätzlich werden die Perspektiven unterschiedlichster Dorfbewohner eingenommen. Eine große Stärke des Romans ist die Zeichnung der Figuren. Diese sind mit ihren Sorgen und Ängsten sehr authentisch und anschaulich dargestellt. Ebenfalls sehr gut gelungen ist die lebendige Ausgestaltung des Beziehungsgeflechts der Figuren. Dies gilt besonders für die Freundschaft zwischen Dwiggi, Roland und Sandra und für eine Liebesbeziehung, die sich zart zwischen zwei Figuren entspinnt (welche Figuren dies sind, möchte ich nicht verraten), sodass man stark mit diesen Figuren fiebert. Die Identität des Serienmörders wird in „Leichdorf“ recht früh offenbart, was für mich einerseits zur Folge hatte, dass zu einem gewissen Grad die Spannung aus der Handlung fiel. Ein positiver Nebeneffekt war andererseits, dass man dadurch einen detaillierten Blick in die verquere Gedankenwelt des Mörders werfen kann. Der Horror in „Leichdorf“ ist eher subtil, geht in die Richtung Mystery und kommt meist unblutig daher. Gerade aufgrund des subtilen Zugs gibt es einige Szenen, die wirklich gruselig sind und körperliches Unbehagen auslösen. Spannend ist auch, dass auf Leichdorf ein Fluch zu lasten scheint. Viele der Dorfbewohner leiden unter Alpträumen oder haben unheimliche Begegnung. Stellenweise weiß man während des Lesens nicht, was jetzt real und was Imagination der Figuren ist, was für schöne Irritationsmomente sorgt. Die Handlung hält die ein oder andere Überraschung bereit und ist mit einer Prise Humor gewürzt. Für mich hatte sie allerdings auch ein paar Längen. Das Ende wiederum ist aber so toll, dass es die Längen mehr als ausgleicht (hier würde ich gerne viel mehr zu schreiben, weil das Ende wirklich gut gemacht und überraschend ist, aber jedes weitere Wort würde zu viel spoilern). Der Schreibstil von Wolfang Rauh lässt sich flüssig und angenehm lesen. Insgesamt ist „Leichdorf“ ein Horrorroman, der durch subtile Akzente, ein unvorhersehbares Ende und eine schöne Ausgestaltung der Figuren und ihrer Beziehungen besticht. Daher fallen die Längen für mich nicht so stark ins Gewicht.