miss_pageturner
Nachdem mich bereits 55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn schwer begeistert hat, wollte ich unbedingt wissen, was der Katapult Verlag noch zu bieten hat und als Literaturbegeisterte und eine damit fast schon unweigerlich einhergehende Faszination für Sprache war schnell klar, welches Buch des Verlages ich mir als nächstes vornehmen wollte. Gesagt, Getan. Vom Sinn und Unsinn der menschlichen Sprache Ein Atlas, der sich mit den lustigen, kuriosen und interessanten Blüten menschlicher Sprache befasst. Das kommt heraus, wenn der Cheflayouter des größten (und besten 😛) Magazins für spannende Karten und Grafiken (sorry Katapult, ich nenn euch jetzt mal so) ein Sprachwissenschaftler ist. Aber ich glaube, auch ohne den Einfluss von Tim Ehlers, wäre Katapult irgendwann auf diese Idee gekommen, denn sind wir doch ehrlich: Allein die deutsche Sprache hat genug Kuriositäten, um ganze Buchreihen zu füllen. Und tatsächlich gibt es auch schon etliche Bücher auf dem Markt, die allerhand Witziges und Informatives zu Sprache erzählen. Aber das ist eben der Knackpunkt: sie erzählen. Nicht so die Kartenexperten von Katapult. Sie zeigen es uns. Katapult wäre auch nicht Katapult, wenn das Buch nicht voller Karten und Grafiken stecken würde. Die Karten sind dabei wieder sehr anschaulich und auf den ersten Blick leicht verständlich gestaltet. Wobei es tatsächlich nicht nur Karten, sondern auch einige Grafiken und Diagramme gibt. Thematisch haben natürlich alle etwas mit Sprache zu tun, setzten aber unterschiedliche Schwerpunkte. Ein Großteil des Buches enthält Karten/Grafiken, die ich einfach als interessant einordnen würde. Kurioses, Bemerkenswertes und Spannendes rund um das gesprochene und geschriebene Wort. Es sind diese Art von Dinge, über die man selten großartig nachgedacht hat, die aber jetzt so präsentiert zum Staunen einladen und mit denen man im Smalltalk auf Partys sicher prima punkten kann. Dann gibt es noch die, naja etwas flachen Grafiken. Oft sind das Teekesselchen bez. ähnlich klingende Wörter wie “Lärche/Lerche” oder “Kiefer” einmal als Baum, einmal als Gebiss. So wirklich Lachen oder Schmunzeln konnte ich darüber nicht, dazu waren sie mir doch zu flach. Gleiches gilt für Karten mit “Indien” und “Outien”. Sorry, aber diese Flachwitze hätte man sich sparen können. Sehr informativ und spannend hingegen fand ich jene Karten, die gesellschaftsrelevante und politische Themen aufgreifen. Sei es die Alphabetisierungsraten Jugendlicher in der Welt, der durchaus kritische Einfluss mancher Sprach- und Kulturinstitute oder die Statistik über die Häufigkeit mancher Wörter in Redebeiträgen des deutschen Bundestages. Hier wurden komplexe und brisante Themen anschaulich und leicht verständlich rübergebracht und regen zum Nachdenken an. Was mir ein bisschen gefehlt hat, sind die aktuellen Debatten über Sprache im Sinne von Gendern oder die Überbleibsel kolonialer Begriffe und Sprache. Das ist umso bedauerlicher, als dass im Vorwort zumindest ersteres auch erwähnt wurde. Dann jedoch keine einzige Grafik/Karte zu diesen Themen zu finden, fand ich sehr schade. Ein weitere (kleiner) Kritikpunkt, sind für mich die Quellenangaben. Nur allzu oft steht dort “eigene Recherche”. Das ist mir ehrlich gesagt zu schwammig. Was soll ich mir darunter vorstellen? Entstammen die Infos aus dem persönlichen Wissen der Mitarbeiter oder haben sie irgendwo nachgeschaut? Und wenn ja, warum dann nicht das angeben? Oder sind damit Gespräche mit Experten gemeint? Aber auch da frage ich nicht, warum das nicht so angeben, sprich “Gespräch mit XXX”, oder falls die Person nicht genannt werden möchte “Gespräch mit Musterfach Experte”. Wie ihr seht, kann ich mit dieser Angabe “eigene Recherche” nicht viel anfangen und finde sie schlecht nachvollziehbar. Fazit: Zwar konnte mich dieser Sprachen Atlas nicht ganz zu überzeugen, wie das Grenzen-Buch aus dem Katapult Verlag, nichtsdestotrotz haben wir hier wieder ein sehr informatives und anschaulich gestaltetes Buch, in dem man gerne immer wieder blättert und Freunde und Bekannte dann mit (un)nützen Fakten zum Staunen bringen kann. Sicherlich nicht mein letztes Katapult Buch.