Buchstabenfestival
"Morgen beginnt der Sprachkurs. Was, wenn dort Türken sind? Von Deutschland aus wählen sie die Parteien, die mein Land zu einem gemacht haben, in dem man nicht mehr bleiben kann." (S.53) Es ist ein schmales Buch, aber eine Geschichte, die nachdenklich macht. Wer die Nachrichten verfolgt hat, weiß, wovon die Autorin schreibt. Nur wirkt es hier sehr viel näher, viel greifbarer und somit auch beunruhigender. Wie gläsern sind wir? Wer sammelt alles Informationen über uns und wer legt Akten an? Wem können welche Aussagen schaden? Mit dieser ständigen Angst muss Dilek zurecht kommen. Sie hat sich im Netz positioniert und demonstriert. Gegen den Staatsmann. Sie hat Angst, denn immer mehr Menschen werden abgeholt und verhört. Wird man sie auch finden oder wird sie verraten durch Freunde? Sie flieht nach Frankfurt. Doch ihrer Angst kann sie nicht entkommen. Wird sie Ayla trauen können? Was denkt Ayla über die türkische Politik? Ayla lebt in Deutschland und sieht nur aus der Ferne, was in der Türkei passiert. Kann sie die Umstände richtig einschätzen oder wird sie Dilek vielleicht verraten? Kurze knappe Kapitel, die die Geschichte sehr schnell erzählen. Es kommen mehrere Charaktere zu Wort, die teilweise zynisch von ihrer Situation erzählen. Nüchtern, schnörkellos und mit hohem Tempo. Man wird in den Gedankenstrudel hineingezogen und nach der Lektüre sieht man manches klarer, aber einfacher wird es dadurch nicht.