Maya Rottenmeier
Das Buch bietet gute Unterhaltung! Manchmal reicht ein verdrehter Bikinträger aus, um Klarheit darüber zu erlangen, wer der Partner fürs Leben sein kann. Nach dem Buch „Der kleine Gasthof an der Schlei“ freue ich mich wieder Zeit an der Schlei verbringen zu dürfen und starte sofort mit dem Lesen. Um was es geht: Hanna kämpft mit einer Schreibblockade, was für eine Autorin eine Kastastrophe ist und auch in ihrem restlichen Leben ist so einiges den Bach runtergegangen. Im Haus ihres verstorbenen Vaters will sie zur Ruhe kommen. Der Bootsbauer Thies passt so gar nicht in dieses Konzept und so stolpert sie von einer Überraschung in die nächste. Zu den Figuren: Hanna Bruns ist 46 Jahre alt, wohnt in Hamburg und hat schon einige Bücher veröffentlicht. Das ihr Mann Ben sie verlassen hat und ihre Tochter Lena unabhängiger ist, als sie es sich wünscht, stürzt sie in eine schlimme Krise. Der Tod ihres Vaters nagt auch noch an ihr, doch trotz allem wirkt sie kämpferisch, obwohl sie sich immer wieder ihrem Seelenschmerz hingibt. Am Ende der Geschichte habe ich sie ins Herz geschlossen. Thies Meiners ist Bootsbauer, ein markiger Mann und jemand, mit dem eine Frau jede Menge anregende Stunden verbringen kann. Ich mag seinen Humor und seine anpackende Art. Er schnackt kein Wort zu viel und passt ausgezeichnet in den kleinen Ort Klanxholm. Die Nebenfiguren sind schräg, liebenswert und machen das Buch so zu etwas besonderem. Die Umsetzung: Da wären wir am größten Knackpunkt der Geschichte für mich. Ich habe mich auf einen lockerleichten Einstieg gefreut und stattdessen sammelt Hanna mit ihrer gedankenlosen Art unendlich viele Minuspunkte bei mir. Obendrein drückt mir ihre schwermütige Stimmung aufs Gemüt. Falls es dir ebenso geht, dann bitte durchhalten. Es wird nach einigen Seiten besser und Hanna und ich werden vom Leben in Klanxholm mitgerissen. Es kommen einige Überraschungen auf uns zu und ich freue mich, Hannas Entwicklung mitzuerleben, die ohne die Bürger dieses Ortes nicht möglich gewesen wäre. Ich darf lachen und emotionale Auf und Abs von Hanna durchleben. Gemeinsam kommen wir einem Familiengeheimnis auf die Spur, das mich berührt. Toll finde ich, das wir den Seestern in Nordernby besuchen und ich so auf Bekannte aus dem ersten Band treffe. Die Kapitel sind wieder liebevoll illustriert und zeigen einen Sinnspruch auf, der mich jedes Mal zum Nachdenken bringt. Hannas alten Golden Retriever schließe ich ebenso ins Herz, wie die komplette Ortschaft. Mein Fazit: „Ein Sommer an der Schlei“ bietet mir nach einem etwas schwierigen Einstieg ein gelungenes Setting, das mich sofort in Urlaubsstimmung versetzt. Der flüssige und scharfsichtige Schreibstil hält meine Leselust problemlos aufrecht, ebenso die Aufdeckung des Familiengeheimnisses von Hannas Vater. Abgerundet wird alles durch ausgefallene Charaktere und einer leisen Liebesgeschichte, bei der ich mir mehr Funkenflug gewünscht hätte. Durch einige Weisheiten erreicht die Geschichte eine angenehme Tiefe. Am Ende warten etliche Rezepte auf mich, die es wert sind ausprobiert zu werden. Mit diesem Buch gelingt die Flucht aus dem Alltag perfekt. Von mir erhält „Ein Sommer an der Schlei“ 4 unterhaltsame Sterne von 5 und eine absolute Leseempfehlung.