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stefan182

Posted on 27.6.2022

Inhalt: „Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly“ versammelt 13 Kurzgeschichten von Ben Aaronovitch, die im „Die-Flüsse-von-London“-Universum angesiedelt sind. Die Geschichten richten sich besonders an eingefleischte Fans der Reihe; für einen Quereinstieg eignet sie sich nicht. Die Sammlung besteht aus zwei Teilen. Teil 1 setzt sich aus sechs Peter-Grant-Geschichten zusammen, in denen jeweils ein kleiner Kriminalfall erzählt wird. Diese werden aus der Ich-Perspektive Peters erzählt – gewohnt mit Humor und Affinität für die baulichen Charakteristika der Handlungsorte. Den Beginn macht „Heimspiel“. Hier trifft Peter auf einen Magier, der eine besondere Rolle bei den Olympischen Spielen 1948 gespielt hat. Die zweite Geschichte, „Häusliche Gewalt“ thematisiert einen Fall von häuslicher Gewalt, bei dem eine übernatürliche Komponente hinzukommt. In „Hahnenkampf“ muss Peter in einer Waterstones-Filiale ermitteln, in der es nicht mit rechten Dingen zugeht (Besonders „Hahnenkampf“ ist eine schöne Geschichte für Bücherwürmer). „Die Einsamkeit der Langstrecken-Granny“, die vierte Geschichte, handelt von einer älteren Dame, die gegen ihren Willen aus ihrer Wohnung ausziehen muss – wogegen sie sich zu wehren weiß. Es folgt „Der Rattenkönig“. Peter trifft hier in der Wartungshalle der Mail Rail auf einen Makler, der denkt, er sei eine Ratte. Die letzte Peter-Grant-Geschichte „Das rare Buch der Vortrefflichen Apparatur“ spielt in der British Library, in der ein übernatürliches Wesen (im weiteren Sinne) seit Kurzem spukt. Die Geschichten des zweiten Teils der Sammlung („Die Geschichten der anderen“) werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. „A Dedicated Follower of Fashion“ wird aus der Ich-Perspektive eines namenlosen Drogendealers erzählt. Sie spielt in den Swinging Sixties. Interessant an dieser Geschichte ist, dass hier die Geburt einer Flussgöttin erzählt wird. „Der fröhliche Onkel“ wird aus der Ich-Perspektive von Abigail, der Cousine von Peter erzählt. Abigail bekommt es mit dem seltsamen Onkel ihrer Freundin Barbara zu tun, der schon seit Jahrzehnten die Weihnachtsfeste von Barbaras Familie besucht – wobei er nicht zu altern scheint. Die dritte Geschichte „Vanessa Sommers zweite Weihnachtsliste“ ist eine Weihnachtsgeschichte, die sich um Vanessa Sommer, der Kollegin von Tobias Winter, dreht. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen, die die Entdeckung der magischen Welt für Vanessa hat. Es ist die einzige Geschichte, die von einem auktorialen Erzähler erzählt wird. In „Drei Flüsse, zwei Bräutigame und ein Baby“ wird die Ich-Perspektive des Polizisten Dominic Croft eingenommen. Auch hier spielt ein neuer Flussgott eine Rolle. Drei kurze sog. „Moments“ bilden den Abschluss des Bandes. Es handelt sich hierbei weniger um Kurzgeschichten, als viel mehr um besondere Momente, kurze Texte, die, so Aaronovitch, eine besondere Atmosphäre einfangen sollen. Hier werden die Ich-Perspektiven von Nightingale, Reynolds und Tobias Winter eingenommen. Jede Kurzgeschichte wird jeweils von einer Vorbemerkung angeführt. Hier werden die Geschichten zeitlich in der Chronologie der Buchreihe verortet. Auch finden sich kleine Insights in den Entstehungsprozess der jeweiligen Geschichte, was ich ziemlich interessant fand. Insgesamt sind die Kurzgeschichten kurzweilig und unterhaltsam, wobei wahrscheinlich jede*r andere Lieblinge haben wird. Schön fand ich geschichtenübergreifend zwei Aspekte: Einerseits erweitert jede Geschichte das „Die Flüsse von London“-Universum punktuell, indem sie ein spezifisches Thema aufgreift. Andererseits werden Blickwinkel von Figuren eingenommen, die sonst – hinter Peter – eher in der zweiten Reihe stehen, was eine schöne Abwechslung ist.

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